Aufdem Weg zur Partnerschaft mit den Reformierten Kirchen im Südlichen Afrika Die 1992 beschlossene Partnerschaft mit dem Reformierten Bund funktioniert Rechtfertigt die Gewährung von Kirchenasyl den Vorwurf der Schlepperei? Gespräch mit Sabine Dreßler-Kromminga – – aus gegebenem Anlass Thema: Dekade gegen Gewalt mit Beiträgen aus dem ÖRK und von Rolf Wischnath »Damit alle Leben in Fülle haben« Vor der 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes Zeichen neuen Lebens Christinnen und Christen leben als »Ostermenschen« Reformierter und Lutherischer Weltbund nähern sich an Weitgehende Kooperationen werden diskutiert das reformierte quartalsmagazin – herausgegeben im auftrag des reformierten bundes – 2. jahrgang 2001, nr. 1 – märz 2001 GOTT, HILF MIR! / DENN DAS WASSER GEHT MIR BIS AN DIE KEHLE / ICH VERSINKE INTIEFEM SCH LAMM/ WO KEIN GRUND IST / ICH WEINE BITTER LICH UND FASTE / UND MAN SPOTTET MEINER DAZU / ICH HABE EINEN SACKANGEZOGEN/ ABER SIE TREIBEN IHREN SPO TT MIT MIR / DIE IM TOR SITZEN / SCHWATZEN VON MIR / UND BEIM ZE CHEN SINGT MAN VON MIR / ICH ABER BETE ZU DIR, HERR/ ZUR ZEIT DER GNADE/ GOTT/ NACH DEI NER GROSSEN GÜTE ER HÖRE MICH MIT DEINER TREUEN HILFE / ERRET TE MICH AUS DEM SCHL AMM / DASS ICH NICHT VERSINKE / DASS ICH ER RETTET WERDE VOR DE NEN / DIE MICH HASSEN Psalm 69 (Auszüge) Inhalt 2001.1 2 die-reformierten.upd@te 01. 1 Inhalt Editorial 3 Aktuell 4 Auf dem Weg zur Partnerschaft mit den Reformierten Kirchen im Südlichen Afrika 9 VON HERMANN SCHAEFER Schon 1992 hat die Hauptversammlung des Reformierten Bundes eine Partnerschaft mit den Reformierten Kirchen im Südlichen Afrika beschlossen. Jetzt beginnt sie zu leben, wie H. Schaefer nach einem Besuch in Afrika zu berichten weiß. Rechtfertigt die Gewährung von Kirchenasyl den Vorwurf der Schlepperei? 11 Gespräch mit SABINE DREßLER-KROMMINGA Seit Seit über vier Jahren gewährt die Ev.-reformierteGemeinde in Braunschweig einer Familie Kirchenasyl. Jetzt droht den Verantwortlichen Verurteilung nach § 92a Aus-ländergesetz (Vorwurf der Schlepperei). Neu bei reformiert-online: Grundkurs »Reformierte Geschichte und Theologie« 13 Im Bereich »Weiterbildung« von »www.reformiert-online.de«haben die beiden Theo-logen Dr. G. Plasger und Dr. M. Freudenberg damit begonnen, einen Grundkurs zur reformierten Tradition ins Netz zu stellen. Thema: Dekade gegen Gewalt Dekade gegen Gewalt eröffnet 15 Während der Sitzung des Exekutivausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen in Potsdam wurde die »Dekade zur Überwindung von Gewalt: Kirchen für Frieden und Versöhnung« eröffnet. Gewalt, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit als Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft 16 VON ROLF WISCHNATH Wie diesen Phänomenen, die nicht nur für die sogenannten »neuen Länder« zutref-fend sind, begegnet werden muss, das zeigt Wischnath in seinem Beitrag auf. »Damit alle Leben in Fülle haben« 20 Im Hinblick auf die 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra 2004 hat der Vorbereitungsausschuss seine Arbeit begonnen und erste Personalent-scheidungen getroffen. Reformierter und Lutherischer Weltbund nähern sich an 22 VON PÁRAIC RÉAMONN Seit 1999 erarbeitet eine Arbeitsgruppe von lutherischen und reformierten Christin-nen und Christen weitgehende Möglichkeiten der Kooperation zwischen den beiden großen konfessionellen Weltbünden. Zeichen neuen Lebens 25 VON SETRI NYOMI Christinnen und Christen sind aufgerufen, ihr Leben von Ostern her, als Ostermen-schen zu leben, die Macht von Schmerzen, Leiden und Tod abzulösen. Veränderungen in der Pazifik-Region 26 VON PATRICIA SHEERATTAN-BISNAUTH Ein Bericht vom vierten workshop zu »Rollenbewusstsein und Entwicklung von Füh-rungskapazität«, der in Brisbane, Australien, stattgefunden hat. Service Reformierter Bund 27 Johannes a Lasco Bibliothek 28 Impressum 30 Psalm 69 31 dahaben wir es, wir Halb-, Dreiviertel- oder Ganz-68er, und hätten es doch auch schon wissen können: war alles falsch und linksex-trem damals. Und wer weiß, wer bei wem in der WG (für die Jüngeren: Wohngemein-schaft) mit wem aus der Nachbar-WG gefrüh-stückt hat. Gefrühstückt! Das war ja auch das Revolutionäre damals: dass man in den WGs miteinander frühstückte! Wie ja auch auf den Fotos aus jener Zeit die »Kommune 1« immer beim Frühstücken gezeigt wurde – ein Schlag ins Gesicht des Kleinbürgers der 50er Jahre! Ein Niveau hat diese Debatte, dass es eine(n) schaudern schaudern mag. Aber im Ernst: Erschreckend ist, auf welchem Niveau, mit welchem Halb- oder Gar-Nicht-Wissen die die Debatte geführt wird. Aber es ist ja eben den meisten klar, dass es neben der Ab-servierung jener Bewegung (die im übrigen viel weniger sagenhaft war, als es auch in den Erinnerungen mancher Teilnehmender scheint) um die Abservierung einer Regierung geht. Und nebenbei erledigt man auch ein Stück un-geliebter bundesdeutscher Geschichte: Ge-schichtsschreibung der Sieger eben. Auch kirchlich wird abserviert, wenn es da sich auch weniger öffentlichkeitswirksam zeigt. Oder eben nur in einem bestimmten Zusam-menhang auftaucht: bei idea natürlich. Dort hat Anfang des Jahres ein junger Autor, Eck-hard Nickig, sich in zwei Beiträgen mit einigen kirchlichen 68ern, bzw. »Altlinken« befasst, unter anderen auch mit dem ehemaligen Mo-deramensmitglied Rolf Wischnath. Nun mag das auch mal dran sein, mit denen abzurech-nen, die beim Marsch durch die Institutionen gelernt haben, das Hemd mit einem Schlips zu binden – vor allem in der Perspektive der Jün-geren, wenn sie denn eine grundsätzlich ande-re Position haben bzw. gehabt hätten. Das Abgründige an den Anwürfen gegen Wischnath und Huber (Berlin) und von Zobel-titz (Bremen) ist allerdings, dass Nickig ihnen das Recht für ihr Engagement gegen Rechts mit dem Hinweis auf ihren »linksradikalen« Hintergrund abspricht. Und beim Hinweis auf diesen oder jenen Hin-tergrund von 68 – oder zeitlich nicht ganz so weit entfernt – kommt dann auch der Refor-mierte Bund, oder besser: sein Moderamen, in den Blick. Natürlich war des-sen Friedenserklärung mit einem bedingungslosen »Nein« gegen die Mas-senvernichtungsmittel aus dem Jahre 1982 linksradikal und stasigesteuert und was weiß denn ich sonst noch. Peter Bukowski, der Mode-rator des Reformierten Bun-des, hat das Nötige dazu ge-sagt (s. S. 8). Und mehr ist wahrscheinlich nicht zu sa-gen. Denn wie die Debatte – auch die kirchliche – geführt wird, macht mich nur er-schrecken. Es gab einmal Zeiten, in denen solche und ähnliche Auseinanderset-zungen ein etwas anderes Niveau hatten. Da ging es nicht darum, wer wann mit wem gefrühstückt hat, son-dern da ging es um das, was wir Theologen so gerne »die Sache« nennen. Aber das ist ja vielleicht das Erschreckende: Es geht jetzt auch um die Sache. Und die soll ganz leicht »erledigt« werden, indem Personen abserviert werden. Darum bitte ich Sie: bei allen möglichen un-terschiedlichen Positionen das nicht zuzulas-sen. Und dem zuzustimmen und daran sich zu beteiligen, was der genannte Rolf Wischnath in seinem Beitrag (S. 16 ff.) zur Gewalt und zum Rechtsextremismus und zur Fremden-feindlichkeit schreibt. Es scheint bei manchen wieder chic zu werden, ein bißchen gegen Fremde zu sein, und gegen die Juden, und ein bißchen Verständnis zu haben, wenn die ganz Jungen »protestieren« – und dabei mal einen »Ausländer« oder einen »Asozialen« (tot) schlagen. Ein bißchen natürlich nur. Sie mögen mir die Polemik nachsehen, mir scheint, es steht zu viel auf dem Spiel. Ihnen beim Lesen dieser zweiten Ausgabe von »die-reformierten.upd@te«dennoch viel Vergnügen Ihr Jörg Schmidt 68er Debatte Editorial die-reformierten.upd@te 01. 1 3 Liebe Leserin, lieber Leser, Es scheint bei manchen wieder chic zu werden, ein bißchen gegen Fremde zu sein, und gegen die Juden, und ein bißchen Verständnis zu haben, wenn die ganz Jungen »protestieren« – und dabei mal einen »Ausländer« oder einen »Asozialen« (tot) schlagen. Ein bißchen natürlich nur. ChristianeNolting wird Superintendentin Christiane Nolting, Pfarrerin in Bad Salzuflen-Lockhausen, wird neue Superintendentin der Klasse (Kirchen-kreis) Bad Salzuflen der Lippischen Landeskirche. Auf einem außerordent-lichen Klassentag am Samstag (10.2.) wurde sie mit 19 von 22 Stimmen als Nachfolgerin von Karl Drüge gewählt, der in den Ruhestand geht. Ihr Amt, das zusätzlich zum Gemein-depfarrdienst ausgeübt wird, tritt sie zum 1. Mai 2001 an. Sie war bisher stellvertretende Superintendentin. Zur Klasse Bad Salzuflen gehören zwölf Kirchengemeinden mit insgesamt rund 24.000 Mitgliedern. Nach der Wahl Nol-tings, deren Amtszeit bis 2007 geht, sind zwei der acht Super-intendenten in der Lippischen Landes-kirche Frauen. Christiane Nolting, 1956 in Detmold geboren, studierte von 1975 bis 1982 Theologie in Bethel, Tübingen und Mar-burg. Anschließend lernte sie als Vikarin in Marburg prakti-sche Gemeindearbeit kennen. 1985 kam sie als Pastorin im Hilfsdienst in die evangelisch-refor-mierte Gemeinde Gemeinde Theologische Tagung des Reformierten Bundes Ökumene war zuletzt mehrfach das Thema bei Beratungen des Modera-mens des Reformierten Bundes: im engeren Sinn die reformierte Ökumene, also die Beziehungen zu Geschwister-kirchen im (europäischen) Ausland; im weiteren Sinn dann die Beziehungen einerseits zu anderen reformatorischen Kirchen und zur röm.-katholischen Kirche. Letztere war im vergangenen Jahr durch die Veröffentlichung »Domi-nus Iesus« ja noch einmal schwieriger geworden, Anlaß für das Moderamen, die diesjährige theologische Tagung zur Problematik durchzuführen. Unter dem Arbeitstitel »Ökumenische Existenz heute« und mit der speziellen Fragestellung »Was heißt eigentlich Kirchenanerkennung« findet diese Tagung statt vom 9.-11.November im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn. Hauptreferent wird Prof. Christian Link sein. Nähere Informationen und Anmeldung in der Geschäftsstelle des Reformierten Bundes (Adresse s. links). Aktuell Reformierter Bund – Lippische Landeskirche 4 die-reformierten.upd@te 01. 1 Reformiertes Südafrika-Forum am am 6. und 7. April 2001 in Stapelage Die Beauftragten für die Südafrika-Arbeit der Ev.-ref.Kirche, der Lippischen Landeskirche und des Reformierten Bundes laden herzlich ein zum gemeinsamen Reformierten Südafrika-Forum am 6. und 7. 4 2001 in Haus Stapelage (bei Det-mold). Das Forum bietet Informationen über die aktuelle politische und kirchliche Situation im südlichen Afrika und will einen Austausch unter den MitarbeiterIn-nen aus Gemeinden fördern, die eine Partnerschaft mit Gemeinden aus Südafrika pflegen. Außerdem soll die neue Struktur der Südafrika-Arbeit im Bereich des Reformierten Bundes vorgestellt werden. Natürlich sind auch alle an der Südafrika-Arbeit Interessierten herzlich zum Forum eingeladen. Anmeldung bitte an die Geschäftsstelle des Reformierten Bundes Vogelsangstr. 20 42109 Wuppertal Tel. 0202/755111, Fax: 0202/754202 e-mail: e-mail: reformierter.bund@wtal.derichten Leopoldshöhe, wo sie wenig später zur Pfarrerin gewählt wurde. In den Jahren 1987 und 1988 war sie als theologi-sche Mitarbeiterin beim Reformierten Weltbund in Genf tätig. Seit 1988 ist sie Pfarrerin der evangelischen Gemeinde Lockhausen. Der Zu-sammenschluss der reformierten und lutherischen Christen zu einer Kirchengemeinde, der in der Gemeinde Lockhausen seit Anfang dieses Jahres auch rechtlich vollzogen ist, war ihr ein besonderes Anliegen. Christiane Nolting gehört seit Oktober 1999 zum Landeskirchenrat der Lippischen Lan-deskirche, außerdem zum Moderamen (Leitungsgremium) des Reformierten Bundes. Mehrere Jahre leitete sie auch den Ökumeneausschuss der Lippischen Landeskirche. Andreas Duderstedt LippischeLandeskirche Aktuell Handeln Ehrensache »Ich bin doch nicht so wichtig« – eine Reaktion vieler Ehrenamtlicher, als sie für diese Ausstellung fotografiert wer-den sollten. Im Februar war sie in der Sparkasse Bad Salzuflen zu sehen. Fotos von Achim Werner zeigen die Vielfalt ehrenamtlichen Handelns am Beispiel von Kirche und Diakonie in Lippe. Von der Mutter-Kind-Gruppe zum zum zum Mittagstisch für Senioren, vom Gespräch in Gebärdensprache bis zur Lesung im Gottesdienst, vom Posau-nenchor zum Seniorentanz: die Bilder illustrieren, wie breit gefächert und fa-cettenreich das Ehrenamt sein kann. Vergleichbare oder auch andersartige Aktivitäten sind bei den anderen Wohlfahrtsträgern möglich. Paritäti-scher Wohlfahrtsverband, Caritas, Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt sind die Mitveranstalter. Die Sparkasse Bad Salzuflen hat die Ausstellung finanziert. Die Menschen, die sich freiwillig und unbezahlt engagieren, tun dies nicht für die Karriere, nicht für das Prestige. Sie wollen ihre Zeit, ihre Fähigkeiten, ihren Sachverstand sinnvoll einsetzen. Sie wollen helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Sie wollen aber auch mitgestal-ten: das Leben in Kirchengemeinden, den Alltag in sozialen Einrichtungen. Dabei merken sie immer wieder: Wer ehrenamtlich arbeitet, tut etwas für andere und für sich selbst. Befrie-digung, Dankbarkeit, Anerkennung, das berechtigte Gefühl, gebraucht und geschätzt zu werden – das kön-nen Ehrenamtliche in ihrer Arbeit erfahren. Sie sind wichtig. Und es sind nicht we-nige. Gelegentlich ist zwar die Klage zu hören, immer weniger Leute seien bereit, freiwillig und unentgeltlich zu arbeiten. Die Fakten sprechen eine an-dere Sprache: Jede oder jeder dritte Erwachsene engagiert sich in Deutsch-land ehrenamtlich. Am Beispiel der Lippischen Landeskirche lässt sich eine deutliche Zunahme belegen: Seit die Zahl der ehrenamtlich Mitarbeitenden dort 1992 erstmals erfasst wurde, ist sie von 4.700 auf über 7.700 im Jahr 1999 gestiegen. Unter dem Titel »Es sind mancherlei Gaben« sind in der Lippischen Landeskirche Leitlinien für das Ehrenamt in Geltung. Was sich of-fenbar geän-dert hat, ist die Form des freiwilligen Einsatzes: Der Trend geht weg von der längerfristigen Bindung und hin zu zeitlich begrenzten, überschauba-ren Projekten. Und: Ehrenamtli-che fragen viel-leicht öfter als früher: Was habe ich davon? Viele fordern mit be-rechtigtem Selbstbewusstsein, dass sie auch Verantwortung übertragen be-kommen. Das ist gut so. Die Bedeu-tung des freiwilligen Engagements muss auch in den Bedingungen zum Ausdruck kommen, unter denen Ehren-amtliche ihre Arbeit tun. Deshalb haben sie einen Anspruch darauf, dass sie – je nach Art der Aufgabe – nicht nur Ausführende sind. Und deshalb ist es gut, dass das Jahr 2001 von den Vereinten Nationen zum Jahr der Freiwilligen erklärt worden ist. Die Lippische Landeskirche, das Diako-nische Werk und die Arbeitsgemein-schaft Altenarbeit in der Lippischen Landeskirche (AALL) sowie die Arbeits-gemeinschaft der Freien Wohlfahrts-pflege im Kreis Lippe haben sich zu-sammengetan, um das Engagement der vielen Ehrenamtlichen in diesem Jahr besonders ins öffentliche Bewusst-sein zu rücken. Auch Kreis und Kommunen greifen das Thema auf. In Lippe sind während des Internationalen Jahres der Freiwilligen zahlreiche weitere Veranstaltungen geplant. Und die Ausstellung »Handeln Ehrensache« wird in weiteren Sparkas-sen, aber auch in Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen zu sehen sein. Andreas Duderstedt Zwei Bewohner der Stiftung Eben-Ezer in Lemgo gehen mit Peter Mense spazieren – eines von vielen Beispielen für ehren-amtliche Arbeit in Kirche und Diakonie. Foto: Achim Werner die-reformierten.upd@te 00.1 5 GézaPap neuer Bischof in Klausenburg Géza Pap heißt der neue Bischof des Siebenbürgischen Distrikts der ungari-schen reformierten Kirche in Rumänien. Bei der feierlichen Amtseinführung An-fang Februar in Klausenburg war Lan-dessuperintendent Gerrit Noltensmeier als Vertreter der partnerschaftlich ver-bundenen Lippischen Landeskirche dabei. Er repräsentierte auch den Reformierten Bund und die Evangeli-sche Kirche in Deutschland. Kálmán Csiha, in Lippe kein Unbekann-ter, ist nach zehnjähriger Amtszeit als Bischof in den Ruhestand getreten. Als politisch unbescholtener Pastor hatte er nach dem Machtwechsel in Rumä-nien das Bischofsamt übernommen. Csiha, Jahrgang 1932, wurde 1957 »wegen konterrevolutionärer Tätigkeit« zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach sechseinhalbjähriger Gefängnishaft kam er auf Grund einer Generalamne-stie wieder frei. Wie bei seiner Verab-schiedung gesagt wurde, hat er »einem ehrenvollen Amt seiner Kirche nach den Verstrickungen der Vergangenheit seine Ehre wieder gegeben.« Sein Nachfolger Géza Pap war bisher Stadtpfarrer in seiner Heimatstadt Klausenburg. Geboren am 20. Januar 1954, studierte er 1974 bis 1978 im Protestantisch-Theologischen Institut Klausenburg. 1979 bis 1981 absolvierte er seine praktische Ausbildung als Vikar in Bukarest. Ab 1981 war Géza Pap Ge-meindepfarrer in Magyarkiskapus, 1988 kam er als Pfarrer in die Gemeinde Klausenburg IV (Fels város). 1995/1996 betrieb betrieb er auf der Basis eines Familien-stipendiums an der Universität Kampen (Niederlande) theologische Studien mit dem Schwerpunkt Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen). Die Ergebnisse sind 1999 in Budapest als Buch er-schienen (Vigyázzatok! Tanítás az utol-só id kr l; Wachet! Eine Lehre über die letzte Zeit). Géza Pap ist seit 1981 mit der ungari-schen Staatsbürgerin Márta Gegus ver-heiratet und Vater von fünf Kindern zwischen 11 und 19 Jahren. Am 12. Dezember 2000 wählte ihn die Generalversammlung des Siebenbürgi-schen Reformierten Kirchendistriktes zum Bischof. Noltensmeier betonte bei der Einfüh-rungsfeier die Verpflichtung, die die Lippische Landeskirche mit dem Part-nerschaftsvertrag vom 31. Mai 1999 eingegangen ist. Damit wurde eine schon lange bestehende Verbindung offiziell besiegelt. Ein praktisches Beispiel für das Leben dieser Partnerschaft sind mehrwöchige Aufenthalte junger Theologen aus Sie-benbürgen in Lippe. Im Sommer wer-den wieder fünf angehende Pastoren in hiesigen Kirchengemeinden zu Gast sein. Die evangelischen Christen ungarischer Muttersprache in Rumänien sind staat-licherseits massiven Benachteiligungen gegenüber der Orthodoxie ausgesetzt. Die rund 800.000 Reformierten sind in zwei Kirchendistrikte gegliedert. Zum Siebenbürgischen Distrikt mit Sitz in Klausenburg gehören etwa 60 Prozent, zum Westlichen Distrikt (Oradea) 40 Prozent der reformierten ungarischen Christen. Geschichte, Tradition, Ge-sangbuch, gottesdienstliche Liturgie und geistliche Situation sind in beiden Distrikten verschieden. Der Siebenbür-gische Kirchendistrikt besteht seit 1564. Andreas Duderstedt Aktuell Lippische Landeskirche 6 die-reformierten.upd@te 01. 1 Markt der Möglichkeiten gegen Gewalt am 26. Mai in Detmold Gegen Gewalt engagieren sich zur Zeit viele Gruppen, Initiativen, Organisatio-nen und Einzelpersonen. Das ist leider notwendig. Oft wissen diese Engagier-ten wenig oder nichts voneinander. Das müsste nicht sein. Die Lippische Lan-deskirche hat zu einem Forum gegen Gewalt aufgerufen, das dem gegensei-tigen Kennenlernen dienen, aber auch demonstrativ zeigen soll: »Es gibt in Lippe eine starke Bewegung mit vielen Facetten, die Gewalt und Diskriminie-rung nicht tatenlos hinnehmen will.« Am Samstag, 26. Mai soll in der Det-molder Innenstadt dieser vielfältige Einsatz der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mitveranstalter ist das Det-molder »Bündnis für Zivilcourage und Toleranz - gegen Gewalt und Fremden-feindlichkeit«, das sich am 16. Novem-ber 2000 auf Initiative von Bürgermei-ster Friedrich Brakemeier gegründet hat. Die Idee eines Lippischen Forums gegen Gewalt stieß dort auf große Zu-stimmung. Angeschlossen haben sich auch die katholische und die evange-lisch- methodistische Kirche. Im Blick ist dabei Gewalt in ihren ver-schiedenen Erscheinungsformen, insbe-sondere Rassismus und Diskriminierung von Menschen aus fremden Ländern und anderen Minderheiten. Die einzel-nen Gruppen erhalten die Möglichkeit, sich auf einem Standplatz in der Fuß-gängerzone darzustellen. Die Gestal-tung der Stände ist den jeweiligen Gruppen überlassen. Das Forum gegen Gewalt soll damit »zu einem bunten Fest der Vielfalt und der Begegnung werden.« Den Anstoß für dieses Projekt gab die Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001 bis 2010, die der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf ausgerufen hat. Die Initiatoren nehmen die Erklä-rung des Weltkirchenrates auf: »Wir wollen uns aktiv dafür einsetzen, eine Kultur des Friedens aufzubauen.« Ganz in diesem Sinne ist auch der Aufruf der UNO-Generalversammlung vom 10. November 1998, die den Zeitraum von 2001 bis 2010 zur Internationalen De-kade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit zugunsten der Kin-der der Welt erklärt hat. Dabei hat sie »die nichtstaatlichen Organisationen, die religiösen Institutionen und Grup-pen, die Bildungseinrichtungen, die Künstler und die Medien« um Unter-stützung gebeten. Lippische Landeskirche – Ev.-ref.Kirche Aktuell die-reformierten.upd@te 01. 1 7 Anmeldung und nähere Information: Landeskirchlicher Dienst, Referat Öku-menisches Lernen, Wiesenstr. 5, 32756 Detmold, Telefon 05231/9766842. Andreas Duderstedt Zur Teilnahme am Lippischen Forum gegen Gewalt aufgerufen sind Initiati-ven, Institutionen, Gruppen und Einzel-personen in Lippe, die sich gegen Ge-walt engagieren durch Bildungsange-bote, soziale Arbeit, Öffentlichkeitsar-beit und Publizistik oder kreative, künstlerische Tätigkeit. Ausgeschlossen ist die Teilnahme aus kommerziellen Gründen. Das Forum dient der Selbst-darstellung, nicht der Agitation. Joachim Metten neuer Präses der Reformierten in Bayern Die Synode der Evangelisch-reformier-ten Kirche Kirche in Bayern hat am Samstag, den 27.1.2001 Joachim Metten zu ihrem neuen Präses gewählt. Der Pfar-rer aus Herbishofen im Allgäu tritt die Nachfolge von Hartmut Wenzel an, der 21 Jahre lang den Reformierten in Bayern vorstand. Metten, der bereits seit sieben Jahren Assessor und damit Stellvertreter des Präses war, bekam 42 von 44 Stimmen aus der Synode. Als neuer Assessor wurde Hartmut Dusse, Pfarrer in Marienheim, gewählt. Für die Finanzen bleibt Steuerberater und Wirtschafts-prüfer Günther Hetschko zuständig, der das Amt des Rechners schon seit über 20 Jahren innehat. Nach den Gemeindewahlen im vergan-genen Jahr werden in der reformierten Kirche zur Zeit sämtliche Gremien neu besetzt. Die Synode bestimmte auf ihrer Sondersitzung deshalb auch die Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses der Synode und die Dele-gierten für die Synode der Evange-lisch- reformierten Kirche (Synode der ev.-ref.Kirchen in Bayern und Nord-westdeutschland). Joachim Metten ist in der Grafschaft Bentheim in Nordwestdeutschland aufgewachsen, war vier Jahre lang Religionslehrer in Osnabrück, bevor er vor zehn Jahren als Pfarrer in der evangelisch-reformierten Gemeinde bei Memmingen gewählt wurde. Als Assessor arbeitete er unter anderem an dem Zukunftspapier »Auftrag, Weg und Ziel« der reformierten Kirche mit. Das Amt des Präses entspricht dem eines Regionalbischofs in der Evange-lisch- Lutherischen Kirche. Auch wenn die Spitzenämter nach der reformier-ten Ordnung mit weniger Befugnissen ausgestattet sind als in anderen Kir-chen, repräsentieren sie ihre Kirche doch in vielfacher Weise nach außen. Pfarrer Wenzel hatte nicht mehr zur Wahl gestanden, weil er innerhalb der sechsjährigen Periode des Präsesamtes als Pfarrer der Nürnberger Gemeinde in den Ruhestand gegangen wäre. Er war seit Anfang 1980 Präses der Evan-gelisch- reformierten Kirche in Bayern. In seine Amtszeit fällt der Zusammen-schluss mit der reformierten Kirche in Nordwestdeutschland 1989 und das Hinzukommen der außerhalb Bayerns liegenden Gemeinden Stuttgart, Leip-zig, Chemnitz-Zwickau und Hanau, sowie die Gründung der ungarisch sprachigen Gemeinde in München. Georg Rieger Das neue Moderamen (Vorstand) der reformierten Synode in Bayern: Hartmut Dusse, Günther Hetschko, Joachim Metten (vlnr). Briefan idea: D. Peter Bukowski wendet sich gegen die Verun-glimpfung von Bischof Huber, Rolf Wischnath und anderen In mehreren Ausgaben von idea hatte Eckhard Nickig sich anfangs diesen Jahres mit dem Engagement von Bi-schof Huber (Ev. Kirche in Berlin-Bran-denburg), Rolf Rolf Wischnath und anderen gegen Rechtsradikalismus ausein-andergesetzt. In diesem Zusammen-hang hatte er ihnen rückblickend auf ihr verschiedentliches Engagement Sympathien für den Linksradikalismus unterstellt. Wischnath, lange Jahre Mitglied des Moderamens des Refor-mierten Bundes, war u.a.vorgeworfen worden, im Reformierten Bund für die Ächtung der Massenvernichtungsmit-tel sich eingesetzt zu haben. Und dem Moderamen hatte Nickig unterstellt, mit der Ausrufung des »status confes-sionis« anderen ihren Glauben abge-sprochen zu haben. Der Moderator des Refomierten Bundes, D. Peter Bukowski (Wuppertal), hat sich deshalb in einem Leserbrief an idea gegen die Verunglimpfung von Huber, Wischnath und anderen gewendet. Der Brief hat den folgenden Wortlaut: »Leserbrief zu Artikel »Späte Reue« von Eckhard Nickig (idea 9), sowie zu seiner Antwort auf Reinhard Lampe »Die Sym-pathien für Linksradikalismus wurden belegt« (idea 12) Sehr geehrte Damen und Herren, E. Nickig zählt unter die, denen er die Vollmacht bestreitet, gegen Rechtsradi-kalismus ihre Stimme zu erheben, auch die Verfasser der Friedenserklärung des Reformierten Bundes in Deutschland aus dem Jahre 1982 und namentlich das damalige Mitglied des Modera-mens, den heutigen Generalsuperinten- denten des Sprengels Cottbus, Dr. Rolf Wischnath. Die Weise, in der er das tut, ist symp-tomatisch für seine gesamte Abrech-nung mit einem bedeutenden Teil des bundesrepublikanischen Protestan-tismus; deshalb sei folgendes klar ge-stellt: 1. Die Friedenserklärung des Reformier-ten Bundes »Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwor-tung der Kirche« war das Ergebnis einer mit großem Ernst geführten theologi-schen Diskussion. Wer die Argumente heute noch einmal nachliest und sich die Personen vor Augen hält, die hier um die Wahrheit gerungen und sich die Friedensthesen zu eigen gemacht haben, kann den Verdacht, man habe sich von der Stasi instrumentalisieren lassen, nur als absurd empfinden. 2. Die bezüglich ihrer Stasiverstrickung enttarnte Pfarrerin Horsta Krum war zu dem Zeitpunkt, als der Beschluss zum »status confessionis« zustande kam, nicht Mitglied des Moderamens. Und im übrigen war Dr. Rolf Wischnath an der Aufdeckung dieses Falles maßgeb-lich beteiligt. Was letzteren betrifft, sei ausdrücklich festgehalten, dass das Modaramen des Reformierten Bundes seinem langjähri-gen Mitglied Dr. Rolf Wischnath für seine theologischen Impulse bei der Mitarbeit an den Friedensthese und in anderen wichtigen Entscheidungen ebenso dankbar ist, wie es sein vorbild-liches und mutiges Eintreten gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Frem-denfeindlichkeit nachdrücklich unter-stützt. 3. »Status confessionis« bezeichnet den Verbindlichkeitsgrad der Friedensfrage als Bekenntnisfrage, hält also fest, dass die »nukleare Vorbereitung des univer-salen Holocaust kein ›Adiaphoron‹ (ent-scheidungsfreies Thema)« ist. Und das ist etwas anderes, als dem Andersden-kenden den Glauben abzusprechen. Es stellt sich die grundsätzliche Frage: Was sollen all die Unterstellungen, die Halbwahrheiten und Falschmeldungen, was soll die ganze Debatte? Wer die alten, sattsam bekannten und ausgie-big diskutierten Streitfragen heute wieder aufnimmt und sie in einen Zu-sammenhang mit der Bekämpfung des Rechtsradikalismus stellt, muss sich die Frage gefallen lassen, warum er das tut. Eine explizite Antwort gibt der Text von Nickig selbst: All die von ihm Ge-nannten sollten den öffentlichen Kampf gegen Rechtsradikalismus besser anderen überlassen. Überblickt man die Liste derer, denen auf diese Weise Schweigen empfohlen wird, so ist das die Mehrzahl derer, die sich in letzter Zeit prominent geäußert haben. Wer bleibt denn noch übrig, wenn sogar viele »Repräsentanten der Bundestags-parteien« öffentlich schweigen sollen?! Und: Wer würde von solchem Schwei-gen profitieren? Viel schlimmer ist aber die mitlaufende Botschaft, die da lautet: Eigentlich sind Huber, Wischnath, von Zobeltitz und Konsorten genau so gefährlich wie die, die heute die rechte Gewalt verharmlo-sen. Und wer die Genannten aufgrund ihrer offensichtlichen Verdienste um Kirche und Gesellschaft beim besten Willen nicht so schlimm finden kann, der müsste sich am Ende die Frage stellen, ob die Verharmloser der Rechtsradikalismus vielleicht doch auch gar nicht so gefährlich wären. Unter dem Deckmantel der Ausgewo-genheit wird der gebotene Kampf gegen Rechtsradikalismus geschwächt und dieser selbst verharmlost. Die ver-bale Beteuerung von Herrn Nickig, rechtsextreme Gewalt dürfe keines-wegs verharmlost werden, wird durch sein faktisches Vorgehen unterlaufen. Dass er damit im Umfeld von IDEA nicht alleine steht, erfüllt mich mit Sorge. D. Peter Bukowski Moderator des Reformierten Bundes in Deutschland« Aktuell Reformierter Bund 8 die-reformierten.upd@te 01. 1 Umdie Partnerschaft zwischen den Reformierten Kirchen im südlichen Afrika und dem Refor-mierten Bund weiter mit Leben zu erfüllen, reiste Hermann Schaefer, der Generalsekretär des Reformier-ten Bundes, nach Afrika. Eine schon 1992 beschlossene Kooperation beginnt zu funktionieren. Vor gut zwei Jahren war der Versuch geschei-tert, eine geplante Projektkooperation zwi-schen dem Reformierten Bund in Deutschland (RB) und dem Bund Reformierter Kirchen im Südlichen Afrika (SAARC) in Gang zu brin-gen und damit die bereits 1992 von der Hauptversammlung des Bundes in Detmold beschlossene Partnerschaft mit SAARC nun mit Leben zu füllen. Bei der Planung und Durchführung von Projekten – etwa zum Aufbau arbeitsfähiger kirchlicher und diako-nischer Strukturen sowie zur Aus- und Fort-bildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern – sollten der Reformierte Bund und SAARC eine Vermittlerfunktion zwischen den Reformierten Kirchen im Südlichen Afrika und den »Hilfswerken« in Deutschland wahr-nehmen. Aber der frühere Koordinator von SAARC, Saindi Chiphanghi, war kurz vor sei-nem Ruhestand kaum mehr der geeignete Partner für längerfristige Projektplanungen und der Generalsekretär des Bundes mochte ohne Unterstützung kein neues Arbeitsfeld beackern. Vor wenigen Monaten habe ich Gerhard Dil-schneider – lange Jahre Mitarbeiter in der Zen-trale des Reformierten Weltbundes in Genf und seit kurzem in der Vereinigten Evangelischen Mission in Wuppertal – als Experten für die Projektarbeit ge-winnen können, und in Gaborone / Botswana hat im letzten Jahr ein neuer Koordinator, Majala Nhliziyo, seine Arbeit aufge-nommen. Jetzt konnte ein neuer Versuch gestartet werden. Erste Station unse-rer gemeinsamen »fact- finding mis-sion« war aus nahe-liegenden Gründen Gaborone, wo wir mit Majaha Nhliziyo sowie Vertretern der beiden Mitgliedskirchen von SAARC erste Weichen für die geplante Zu-sammenarbeit stellen konnten. Konsultationen – etwa über ein afrikanisch-reformiertes Profil kirchlichen Engagements – sollen nach wie vor für alle der insgesamt 19 Mitgliedskirchen angeboten werden, Projekte sollen dagegen modellhaft in überschaubaren Regionen für oder von den Kirchen jeweils eines Landes durchgeführt werden. Natürlich gibt es in Botswana längst schon Projekte – etwa diako-nische Einrichtungen für behinderte und blin-de Kinder und Jugendliche, die wir auch be-sucht haben – aber nur wenige sind von unse-ren reformierten Partnerkirchen und ihren Ge-meinden begonnen worden. Sie kommen auf den Antragslisten der Hilfswerke kaum vor, weil ihnen bislang keine Anleitung vermittelt wurde, ihre Ideen zur Qualifikation ihrer Mit-arbeiterInnen und ihre Ansätze zur diakoni-schen Arbeit in Projektanträge zu gießen. Mit seinem PKW hat uns Majaha Nhliziyo bis weit nach Zimbabwe hinein begleitet und uns mit den Leitungen weiterer SAARC-Mitglieds-kirchen zusammengebracht, zusammengebracht, mit der Refor-mierten Kirche in Zimbabwe in Masvingo und mit der Vereinigten Kongregationalistischen Kirche – Synode Zimbabwe – in Bulawayo. Partnerschaft mit Südafrika Reformierter Bund die-reformierten.upd@te 01. 1 9 Auf dem Weg zur Partnerschaft mit den Reformierten Kirchen im Südlichen Afrika VON HERMANN SCHAEFER Treffen mit Kirchenleitungen in Gaborone, in der Mitte Majaha Nhliziyo, der SARC-Koordinator Schwerpunktder Beratungen mit den Verant-wortlichen in den Verwaltungen wie in ver-schiedenen Einrichtungen war die HIV-AIDS Epidemie, Epidemie, die ganze Bevölkerungsschichten auszulöschen droht und zu Recht als die neue Plage Afrikas bezeichnet wird. An beiden Orten wurden wir mit beeindruckenden Initi-ativen vertraut gemacht: im Bereich von Masvingo sind zahlreiche Selbsthilfegruppen gebildet worden und in Bulawayo hat eine Gruppe ehrenamtlicher MitarbeiterInnen die Betreuung von Aids-Waisen aufgenommen. Aber es fehlen nicht nur die Mittel zum Aus-bau solcher Initiativen sondern auch deren Verbindung miteinander. Wie waren froh, dass wir auf das – insbesondere von Brot für die Welt unterstützte – Netzwerk des Ökume-nischen Rates der Kirchen hinweisen konnten, das soeben das Koordinierungsbüro für das Südliche Afrika in Harare aufgemacht hat. Eine weitere Station unserer Reise war Mame-lodi, das diakonische Zentrum der mit den re-formierten Kirchen in Deutschland vertraglich verbundenen URCSA (der sich vereinigenden Ref. Kirche im südlichen Afrika) – in der township nahe bei Pretoria/Südafrika. Unsere Hoffnung war, dass der Diakonie-Aus-schuss der der URCSA im Hinblick auf eine Pro-jektkooperation eine ähnliche Rolle spielen könnte wie das Büro in Gaborone für die (an-deren) SAARC-Kirchen.Bei der Klausurta-gung mit den Diakonie-Beauftragten aller Re-gional- Synoden kam freilich heraus, wie schwach die Arbeitsstruktur auf der gesamt-kirchlichen Ebene ist – und finanziell abhän-gig von einer US-Hilfs-Agentur, die dabei ist, ihre Prioritäten auf die regionale Ebene zu verlagern. Da auch die niederländischen »Globalen Dienste«, die ebenfalls in Mamelo-di vertreten waren, lediglich in zwei Regionen tätig sind und sein wollen, scheint es uns fraglich, ob wir auf diesen Ausschuss setzen können oder besser für die Entwicklung und Begleitung von Projekten in den Gemeinden der URCSA auf bewährte Fachleute zurück-greifen sollen - wie auf den Direktor der New World Foundation in Lavender Hill bei Kap-stadt, Jan de Waal. Er ist bereits engagiert mit eingestiegen in die Bewältigung der schwierigen Probleme, die beim Aufbau des Gemeinschaftszentrums in Duduza entstanden sind, einer township süd-lich von Johannesburg, für das sich einige Ge-meinden der Lippischen Landeskirche gemein- sam mit der Ev. Zentralstelle für Entwick-lungshilfe engagiert haben. Das Zentrum ist fertiggestellt, aber der längst aus dem Projekt ausgeschiedene Pfarrer beansprucht es für sich und seine Gruppe und verhindert so die lange geplante und vorbereitete Nutzung. Bei unserem Besuch vor Ort musste deshalb u.a. vereinbart werden, dass der Gemeinde, die sich von der Gruppe um den Pfarrer getrennt hat, die Eigentumsrechte übertragen werden und sie diese auch durchsetzen kann. Da die Pfarrer in den regionalen kirchlichen Gremien ihren Kollegen – trotz seiner Verfeh-lungen – nicht zur Rechenschaft ziehen mö-gen, war für diese Vereinbarung das Einver-ständnis des Moderamens der URCSA einzu-holen. In den Gesprächen mit dem Moderator James Buys und dem Generalsekretär Leonar-do Appies – natürlich nicht nur über die Pro-bleme von Duduza – war dann auch zu klären, ob, wann und wo eine nächste Europäische Reformierte Südafrika-Konsultation stattfin-den sollte und in welcher Weise die Partner-kirchen an der Synode der URCSA Anfang Oktober in Upington beteiligt sein sollten. In einem Bericht über Treffen, Sitzungen und Verhandlungen fällt weithin unter den Tisch, was eine solche Reise ausmacht, zu einem be-reichernden Erlebnis macht. Darum will ich wenigstens hinweisen auf die farbigen Got-tesdienste, an denen wir in Gaborone, Machu-di und in Pretoria – in einer röm.-kath.Kirche - teilgenommen haben, auf verschiedene Ge-sprächsabende, zu denen uns Freundinnen und Freunde und Bekannte in ihre Häuser eingela-den haben, auf die Begegnungen mit so vielen, die sich an der Arbeit ihrer Kirche beteiligen, auf den interessanten Austausch z.B.mit Prof. Russel Botman in Stellenbosch und auch auf eine Veranstaltung zur Einführung des neuen Oberbürgermeisters von Pretoria, auf der Prä-sident Mbeki eine Rede hielt. Die mussten wir freilich am nächsten Tag in der Zeitung nach-lesen, weil wir – im Zelt unter lauter ANC-An-hängerInnen sitzend sitzend – wegen der lautstarken Begleitung kaum etwas verstehen konnten. Gewiss reichen auch solche Hinweise nicht aus, um einen angemessenen Eindruck zu vermitteln; aber auszuführen, wie wir – bei Eis und Schnee in Frankfurt gestartet – bei über 30 Grad im Schatten ohne unsere Koffer in Gaborone eintrafen, würde den Rahmen eines Berichts dann doch sprengen. Hermann Schaefer Reformierter Bund Partnerschaft mit Südafrika Zu klären war z.B.,ob, wann und wo eine nächste Europäische Refor-mierte Südafrika-Konsultation statt-finden sollte und in welcher Weise die Partnerkirchen an der Synode der URCSA Anfang Oktober in Uping-ton beteiligt sein sollten. 10 die-reformierten.upd@te 01. 1 AmMittwoch, dem 18. April 2001, findet vor dem Amtsgericht Braun-schweig die Hauptver-handlung im Prozess gegen die beiden Pasto-ren der evangelisch-re-formierten Gemeinde Gemeinde Braunschweig, Klaus Kuhlmann und Sabine Dreßler- Kromminga, wegen Gewährung von Kirchenasyl statt. Erstmalig wird dabei der Vorwurf der Schlep-perei (§ 92a Ausländergesetz) gegen Pastoren zur Anklage erhoben. »die-reformierten.update«sprach mit Sabine Dreßler, die Präses des Bundes ev.-reformier-ter Kirchen ist. Als Präses vertritt sie den Bund auch im Moderamens des Reformierten Bundes. die reformierten.upd@te: Frau Dreßler, was Ihnen und Ihrem Kollegen vorgeworfen wird, klingt ja ungeheuerlich. Wie kam es überhaupt zu diesem Prozess? Sabine Dreßler: Zunächst kann ich Ihnen nur beipflichten: Der Vorwurf der Schlepperei ist eine uner- trägliche Kriminalisierung von Menschen, die sich für Flüchtlinge und Kirchenasyl einset-zen. Eine solche Anklage trifft ja nicht nur uns, sondern indirekt auch andere. Man kann den Eindruck gewinnen, als wolle die Braun-schweiger Staatsanwaltschaft einen Präze-denzfall zur Abschreckung schaffen. Zur Verhandlung ist es deshalb, übrigens be-reits im Januar 2000, gekommen, weil mein Kollege und ich Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt haben. Und wir haben vor Gericht dargelegt – und das ist auch von Zeugen bestätigt worden – dass wir alle Schritte, die wir in Sachen Kirchenasyl unter-nommen haben, den Behörden mitgeteilt haben. Das Kirchen-asyl ist von Anfang an öffentlich ge-macht worden, gera-de weil wir die Leute aus der Illegalität herausholen wollten. die reformierten.upd@te: Wer sind diese Flüchtlinge und was ist aus ihnen geworden? Sabine Dreßler: Es geht um eine achtköpfige Familie, die ur-sprünglich aus Pakistan kommt, aber bevor wir sie aufgenommen haben, schon acht Jahre in Deutschland lebte. Nach so vielen Jahren wurde ihr Asylantrag endgültig abge-lehnt. Sie sind Muslime, gehören der in Paki-stan verfolgten Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyyah an. Für diese Menschen hat es in Niedersachsen bis vor einigen Jahren die An-erkennung als sog. Gruppenverfolgte gege-ben. Inzwischen ist die aber abgeschafft, die-reformierten.upd@te 01. 1 11 Kirchenasyl Kirche Rechtfertigt die Gewährung von Kirchenasyl den Vorwurf der Schlepperei? Gespräch mit Sabine Dreßler-Kromminga Erstmalig wird gegen Verant-wortliche für ein Kirchenasyl der Vorwurf der Schlepperei (§ 92a Auslän-dergesetz) erhoben. Damit droht ihnen die gleiche Strafe wie denen, die gegen gutes Geld Notleiden-de auf oft sehr gefährlichen Wegen in das Land der Sehn-sucht »schlep-pen«. Anlaß zu einem Gespräch mit der betroffe-nen Pastorin Sabine Dreßler-Kromminga. allerdingsnicht, weil sich etwa die Situation in Pakistan verbessert hat – das Gegenteil ist der Fall –, sondern weil die Asylgesetzgebung in Deutschland verändert wurde. Zur Zeit lebt die Familie noch bei uns, inzwi-schen seit mehr als vier Jahren, die Kinder werden sozusagen im Kirchenasyl erwachsen. Eine fürchterliche Situation, gerade für junge Menschen, die sich doch entwickeln sollen. die reformierten.upd@te: Welche Perspektive hat dann das Kirchenasyl? Sabine Dreßler: Nachdem der Niedersächsische Landtag eine Petition zugunsten eines Bleiberechts der Fa-milie abgelehnt hatte, ist es uns gelungen, zu-sammen mit kanadischen Kollegen, die eine Bürgschaft übernommen haben, einen Antrag auf Einwanderung nach Kanada zu stellen. Auch darüber sind die zuständigen deutschen Behörden informiert. Allerdings ziehen sich die Prüfungen durch die kanadische Botschaft über Jahre hin. Wir haben bereits eine vor-läufige Zusage und hoffen jeden Tag auf eine endgültige Auskunft der Botschaft, da die aufwendigen amtsärztlichen Untersuchungen gerade abgeschlossen werden. die reformierten.upd@te: Vier Jahre Kirchenasyl, das kann man sich kaum vorstellen, weder für die Betroffenen noch für die, die es organisieren. Wie geht die Gemeinde damit um? Sabine Dreßler: Grundsätzlich sehr positiv – und da bin ich ganz stolz auf unsere Gemeinde, besonders in diesen Zeiten, wo Rassismus und Auslän-derfeindlichkeit so um sich greifen. Es gibt seit Beginn des Kirchenasyls einen Unter-stützerkreis von Menschen innerhalb der Ge-meinde und weit darüber hinaus, der gerade-zu vorbildlich ist. Das ist nicht nur finanziel-le Hilfe, obwohl auch das schon so viel ist. Die Familie ist ja vollständig auf Spenden angewiesen. Aber es gibt auch andere groß-artige Unterstützung durch Besuche und Ge-spräche, durch Begleitung der Kinder, was z. B. die Schule angeht. Die Erwachsenen dürfen weder arbeiten noch sonst irgendwie am öf-fentlichen Leben teilnehmen; sie dürfen das Gebäude nicht verlassen, aber die Kleinen können wenigstens zur Schule gehen. Aber, um Ihre Frage vollständig zu beantwor-ten: Innerhalb einen so langen Zeitraums in einer so schwierigen Situation kommt es na-türlich auch zu Konflikten. Und je eher die Familie wieder auf eigenen Füßen stehen kann, desto besser. die reformierten.upd@te: Auf welche Weise kann man Sie in dieser Si-tuation unterstützen? Sabine Dreßler: Erst einmal dadurch, dass eine Öffentlichkeit hergestellt wird, in der andere, und eben auch Personen des öffentlichen Lebens und der Kir-che, sich solidarisieren können. Dieses Kir-chenasyl ist ja schließlich nicht unsere Pri-vatangelegenheit, auch wenn wir jetzt dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Als der Prozess im vergangenen Jahr begonnen hat, hat uns beispielsweise Amnesty International mit einer Briefaktion an die zuständigen Be-hörden unterstützt. Eine Verurteilung im Sinne der Anklage, also als Schlepper nach Paragraph 92a Ausländer-gesetz, könnte fatale Folgen auch für andere Kirchenasyle haben. Damit es dazu nicht kommt, ist es notwendig, dass die Kirchen insgesamt ihren Standpunkt deutlich machen, wenn es um Beistand für Flüchtlinge geht, und dass gemeinsam, mit den politisch Ver-antwortlichen und den Behörden, nach men-schenwürdigen Lösungen gesucht wird. die reformierten.upd@te: Frau Dreßler, vielen Dank für das Gespräch. Wir hoffen, dass der Prozess und das Kirchen-asyl insgesamt zu einem guten Ende kommt. 12 die-reformierten.upd@te 01. 1 Kirche Kirchenasyl Eine Verurteilung im Sinne der Anklage, also als Schlepper nach Paragraph 92a Ausländergesetz, könnte fatale Folgen auch für andere Kirchenasyle haben. Inder letzten Ausgabe von »die-reformierten. upd@te« hatte Frauke Brauns über ein ambi-tioniertes Projekt der Johannes a Lasco Bi-bliothek Große Kirche Emden berichtet: refor-miert- online (www.reformiert-online.de).In unregelmäßigen Abständen werden wir über den Fortgang des Projektes berichten, heute über das Angebot unter dem Link »Weiterbil-dung«. Wie manches ist auch dieses Angebot noch im Entstehen begriffen. Doch das, was sich jetzt schon findet, lohnt einen Besuch – und das Mitmachen. Mitmachen mag vielleicht nur begrenzt das beschreiben, um das es den »Machern dieser Seite geht (Dr. Georg Plasger, Göttingen; Dr. Mattias Freudenberg, Erlangen). Es ist ein Angebot zu einer umfassenden Weiterbildung, in manchem vielleicht auch erst Bildung in Bezug auf reformierte Geschichte und Theolo-gie. Denn in 23 Lektionen werden der Göttin-ger systematische Theologe und der Erlanger Kirchengeschichtler in Schwerpunkte refor-mierter Tradition einführen. Die beiden ersten Lektionen stehen im Netz, die anderen 21 werden folgen. Einen Über-blick über das Ganze vermittelt der folgende Text, der ebenfalls im Netz steht. Vorbemerkung zur Konzeption des Grundkurses Der Grundkurs »Reformierte Geschichte und Theologie« ist in 23 Lektionen eingeteilt. Die einzelnen Lektionen umfassen jeweils eine Länge von 5-15 Seiten. Kurze Zitate aus Quellenschriften verhelfen zu einer direkten Begegnung mit den darzustellenden Sachver-halten. Hinzu kommen weitere audiovisuelle Informationen durch Bilder, Graphiken und musikalische Hörbeispiele. Über ein reines Informationsmedium hinaus sucht der Grundkurs zwei Ziele zu erreichen: – Es werden Impulse zur Weiterarbeit am The-ma und zu Nachfragen sowie Hinweise auf weitere Informationsquellen gegeben. Auf diese Weise sollen bei denen, die den Grund- kurs nutzen, weitere Interessen geweckt und eine Vertiefung des Erarbeiteten ermöglicht werden. – Es wird die Möglichkeit der Interaktion zwi-schen denen, die den Grundkurs nutzen, und ihren Verfassern sowie weiteren Experten ge-geben. Der Grundkurs »Reformierte Geschichte und Theologie« wird von Privatdozent Dr. Georg Plasger / Göttingen (Texte) und Dr. Matthias Freudenberg / Erlangen (Redaktion) erarbeitet. Übersicht Grundkurs »Reformierte Geschichte« Lektion 1 »Vorreformatorische Bewegungen« Einleitung Die neue Frömmigkeit (Devotio moderna) John Wyclif Jan Hus Die Waldenser Lektion 2 »Ulrich Zwingli und die deutschschweizer Re-formation« Ulrich Zwingli Heinrich Bullinger Die Reformation in Zürich, Bern, Basel und Schaffhausen Weitere Reformatoren Reformation und Täuferbewegung Lektion 3 »Johannes Calvin, die Reformation in Genf und die Anfänge der Reformation in Frank-reich« Johannes Calvin Die Reformation in Genf und die Ordnung der Genfer Kirche Weitere Reformatoren Die Anfänge der Reformation in Frank-reich und die Entwicklung bis 1598 Lektion 4 »Die reformierte Konfessionalisierung in die-reformierten.upd@te 01. 1 13 Über ein neues Angebot von reformiert-online informie-ren wir im folgenden: . Im Bereich »Weiter-bildung« hat der »Grundkurs Reformierte Geschichte und Theologie« begonnen und wartet auf Studierende! Vor allem für Nichttheo-loginnen und -theologen bietet er fun-dierte Informa-tionen, die gut erarbeitet werden können. Mitmachen, mitarbeiten lohnt. Im übrigen auch für Theologen und Theolo-ginnen, denn mancher Hinweis mag auch ihnen noch nicht so bekannt sein! Weiterbildung reformiert-online Neu bei reformiert-online: Grundkurs Grundkurs »Reformierte Geschichte und Theologie« Deutschlandund Oberdeutschland – Die Ge-schichte der reformierten Kirchen in Deutsch-land und Oberdeutschland« Einleitung Martin Bucer und Straßburg Johannes a Lasco und Ostfriesland Bentheim, Tecklenburg und Lingen Lippe Rheinland und Niederrhein Siegerland, Hessen-Nassau und Kurhessen Ostdeutschland Pfalz und Baden Die Hugenotten in Deutschland Lektion 5 »Die Entstehung und die Geschichte refor-mierter Kirchen in Europa« Schweiz Frankreich West- und Nordwesteuropa Süd-, Ost- und Südosteuropa Lektion 6 »Reformierte Bekenntnisse im 16. und 17. Jahrhundert« Der reformierte Bekenntnisbegriff Bekenntnisse aus der Schweiz Bekenntnisse aus Frankreich Bekenntnisse aus Deutschland Bekenntnisse aus West- und Nordwest-europa Bekenntnisse aus Ost- und Südosteuropa Ausblick auf die Bekenntnisbildung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert Lektion 7 »Reformierte Geschichte und Theologie vom 17. bis zum 19. Jahrhundert« Einführung Reformierte Orthodoxie Bundestheologie Reformierter Pietismus Reformierte Aufklärung Unionsbildungen und Konfessionalismus im 19. Jahrhundert Die Frage nach dem Zusammenhang von Calvinismus und Kapitalismus Die Auswirkungen des reformierten Protestantismus auf die Kultur Lektion 8 »Der reformierte Protestantismus in Nordame-rika« Einleitung Von England, Schottland und den Nieder-landen nach Nordamerika Puritanismus Presbyterianismus Kongregationalismus Reformierte Kirchen in Nordamerika heute Lektion 9 »Reformierte Kirche und Theologie im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhun-derts« Einführung Die Entstehung eines neuen reformierten Bewußtseins Karl Barth und die Dialektische Theologie Die Reformierten im Kirchenkampf Die reformierte Kirche in Deutschland nach 1945 Lektion 10 »Der Reformierten Kirchen und die ökumeni-sche Bewegung« Reformiertes Bekenntnis im 20. Jahr-hundert Der Reformierte Weltbund und seine Aufgaben Reformierte Kirchen in Westeuropa am Beispiel der niederländischen refor-mierten Kirchen und der Waldenser-kirche in Italien Reformierte Kirchen in Osteuropa am Beispiel der reformierten Kirche in Ungarn und Polen Reformierte Kirchen außerhalb Europas am Beispiel der reformierten Kirchen in Südafrika, Ghana, Korea und Indonesien. Reformiertes Zeugnis heute Fertig sind die beiden ersten Lektionen. Die Lektionen 11-23 werden sich der reformierten Theologie widmen. Auch hier werden wir eine Übersicht veröffentlichen, wenn die ersten Lektionen im Netzt stehen. 14 die-reformierten.upd@te 01. 1 reformiert-online Weiterbildung Weiterbildung Das Konzept steht; der Anfang ist mit zwei Lektionen (über »Vorreforma-torische Bewegun-gen« und über »Ul-rich Zwingli und die deutschschwei-zer Reformation« gemacht. Ein Be-such unter www.re-formiert. online.de« (Link »Weiterbil-dung«) lohnt. DieDekade zur Überwindung von Gewalt (2001-2010) ist aus dem leidenschaftlichen Engagement des Ökumenischen Rates der Kir-chen (ÖRK) für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung entstanden. Dieses Engagement geht einher mit dem ständigen Bemühen, in einer zerbrochenen Welt wieder christliche Einheit herzustellen. Als sich die Kirchen gegen Ende dieses gewalt-tätigsten Jahrhunderts in der Geschichte der Menschheit zur Achten Vollversammlung des ÖRK 1999 in Harare (Simbabwe) zusammen-fanden, verpflichteten sie sich zu einer Pilger-reise des Friedens. Die Vollversammlung rief Kirchen, ökumenische Organisationen und alle Menschen guten Willens auf, zusammen zu ar-beiten, um Gewalt durch die Verwirklichung von Frieden und Gerechtigkeit zu überwinden. Der ÖRK ermutigt Kirchen und Gemeinden, sich in ihrem Umfeld mit dem Problem der Gewalt auseinanderzusetzen und im Rahmen der Dekade zur Überwindung von Gewalt ge-meinsam für Frieden, Gerechtigkeit und Ver-söhnung zu arbeiten. Zur Überwindung von Gewalt hat der ÖRK fol-gende Methoden gewählt: Studienaufträge, um die strukturellen und kulturellen Wurzeln von Gewalt aufzudecken und herauszustellen; Kampagnen gegen Gewalttäter und Instru-mente der Gewalt; Informations- und Aufklä-rungsinitiativen, die Wert und Würde des Le-bens vermitteln; liturgische, biblische und theologische Innovationen; Vernetzung von Menschen und Friedensinitiativen sowie Un-terstützung von Netzwerken. Dekade zur Überwindung von Gewalt: – eine Chance wiederzuentdecken, was es bedeutet, dass wir alle Men-schen sind; zu zeigen, dass wir uns der Einheit des Gottesvolkes und dem Amt der Versöhnung ver-pflichtet wissen. – ein Aufruf zur Buße für unsere Mitschuld an der Gewalt und zur Suche nach Wegen, den Geist, die Logik und die Praxis der Gewalt zu überwinden – auf der Grundlage unserer Glaubenstraditionen. – ein Forum, um gemeinsam mit Gemeinden, Gruppen, weltlichen Bewegungen und Menschen anderen Glau-bens für eine Welt des Friedens zu arbeiten. – eine Zeit, um verschiedenen Formen von Gewalt und deren wechselseitige Beziehungen zu untersuchen und herauszustellen und um Solidarität mit denen zu zeigen, die sich für Gerechtigkeit und die Ganzheit der Schöp-fung einsetzen. »Wir sind der festen Überzeugung, dass die Welt heute darauf angewiesen ist, dass alle Kirchen gemeinsam ein klares Zeugnis ablegen von Frieden und Gewaltlosigkeit, die auf Gerechtigkeit gründen... uns Christen und Christinnen motivieren und ermutigen die Botschaft des Evangeliums von Frieden Christi und die reiche biblische Tradition des Friedens in Gerechtigkeit... Wir wollen uns aktiv dafür einsetzen, eine Kultur des Friedens aufzubauen.« (Botschaft des Zentralausschusses des Öku-menischen Rates der Kirchen, Genf, 1999) die-reformierten.upd@te 01. 1 15 Der Zentralaus-schuss des Ökumenischen Rates der Kirchen tagte für 9 Tage bis zum 6. Februar in Potsdam. Dabei eröffnete er die Dekade zur Überwin-dung von Gewalt: Kirchen für Frieden und Versöhnung (2001-2010). Die Dekade begann mit einer Nacht-wache am Samstag und einem Gottes-dienst am Sonn-tag (4. Februar) in der im Krieg zerbombten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-kirche in der Berliner Innenstadt. Dekade gegen Gewalt Thema Dekade gegen Gewalt eröffnet Zentralausschuss des Ökumenischen Rates tagte in Potsdam Bundespräsident Rau vor dem Zentralausschuss Fürdie Gemeinden und Kirchenkreise kommt die Initiative des Ökumenischen Rates (ÖRK), für die Jahre 2001-2010 zu einer »Ökumeni-schen Dekade zur Überwindung der Gewalt« aufzurufen, wie gerufen. Die Zielstellungen, die der Ökumenische Rat für diese Dekade formuliert hat, lesen sich wie Handlungsan-weisungen – etwa, wenn es heißt, dass es ginge um die – ganzheitliche Auseinandersetzung mit dem breiten Spektrum von direkter wie auch struktureller Gewalt zu Hause, in Gemein-schaften und auf internationaler Ebene und Lernen von lokalen und regionalen Analysen der Gewalt und Wegen zu ihrer Überwindung! – Aufforderung an die Kirchen, Geist, Logik und Ausübung von Gewalt zu überwinden; auf jede theologische Rechtfertigung von Ge-walt zu verzichten und erneut die Spiritualität von Versöhnung und aktiver Gewaltlosigkeit zu bekräftigen! – Lernen von der Spiritualität Andersgläubi-ger und ihren Möglichkeiten, Frieden zu schaffen, Zusammenarbeit mit Gemeinschaf-ten Andersgläubiger bei der Suche nach Frie-den und die Aufforderung an die Kirchen, sich mit Missbrauch religiöser und ethnischer Identität in pluralistischen Gesellschaften auseinander zu setzen. Diese Handlungsweisen und programmati-schen Ideen können und müssen in den Ge-meinden und Kirchen umgesetzt werden, aber auch in einer säkularisierten, sich weitgehend unreligiös verstehenden Gesellschaft. In fünf Schritten werde ich versuchen, zu die-ser Umsetzung beizutragen. Wahrnehmungen Das Jahr 2001 hat bei uns in Brandenburg nicht gut begonnen. In den Tagen des Jahres-wechsels wurde in Schwedt der 17-jährige Nico Nico von einschlägigen Stiefelträgern be-schimpft (»Du Zecke!«), ins Gesicht geschla- gen, getreten und von deren aufgehetzten Boxer-Hund angefallen. In Trebbin ging der Dönerstand eines türkischen Imbisshändlers in Flammen auf. Am Neujahrsmorgen waren in meiner unmittelbarer Nachbarschaft wüste Todesdrohungen gegen ein Ehepaar jüdischer Herkunft zu vernehmen. Diesen Untaten folg-ten gewalttätige Überfälle von Skinheads in der Cottbuser Straßenbahn, ein Brandan-schlag auf die Trauerhalle des jüdischen Friedhofs in Potsdam. Diese Nachrichten sind beschämend. Und wir werden schon lange so beschämt. Aber solche Taten gibt es nicht nur in Brandenburg. Es gibt sie leider in ganz Deutschland. Jedoch hat man manchmal den Eindruck: Es gibt in unserem Land ein beträchtliches Wahrneh-mungsproblem. Im eigenen Ort, in der eige-nen Region wollen viele nicht wahrhaben, dass es den brauen Ungeist wieder gibt. Und wir haben im Blick auf Ost- und West-16 die-reformierten.upd@te 01. 1 Thema Dekade gegen Gewalt Rechtsextre-mismus – ein Phänomen der sogen. »neuen« Länder? Dr. Rolf Wischnath, lange Jahre Mitglied des Moderamens des Reformier-ten Bundes, jetzt Generalsuper-intendent in Cottbus, ist Vorsitzender des »Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextre-mismus und Fremdenfeind-lichkeit«, das es seit 1997 in Brandenburg gibt. Er zeigt auf, wie dem Rechts-radikalismus begegnet werden muss – und das auch in den »alten« Ländern! Gewalt, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit als Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft VON ROLF WISCHNATH deutschlandhinsichtlich der Alltäglichkeit von Gewalt, Rechtsextremismus und Frem-denfeindlichkeit unterschiedliche Weisen der öffentlichen Wahrnehmung. Je weiter wir von West nach Ost kommen, um so greller werden die schlimmen Nachrichten ausgeleuchtet und berichtet. Es soll ja nichts vertuscht und verschwiegen werden. Aber es gibt ein beträchtliches Wahr-nehmungsproblem oder um einen Fachaus-druck der Informationswissenschaft zu ge-brauchen: Wir haben im Blick auf Ost- und Westdeutschland hinsichtlich der Alltäglich-keit von Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit eine kognitive Disso-nanzreduktion, die um so stärker zu diagno-stizieren ist, je weiter wir von Ost nach West kommen. Bilderverbot Seit Monaten wird in Deutschland heftig über Gewalt, Rechtsradikalismus und Fremden-feindlichkeit diskutiert. Den einen ist das zu viel, den anderen zu wenig. Die einen sagen: »Es ist gar nicht so schlimm. Hier wird doch nur aufgewiegelt!« Die anderen halten dage-gen: »Es ist noch viel schlimmer als ihr denkt. Hier wird doch nur abgewiegelt!« Doch das Stimmungsbarometer springt hoch und runter. Wurde ein Junge unter den Augen von vielen Ba-degästen ertränkt – im Osten? Ein Aufatmen geht durch die Repu-blik, als sich herausstellt, dass Jo-seph aus Sebnitz nun mutmaßlich doch nicht von Neonazis ermor-det worden sei. Aber was ist mit den widerwärtigen Angriffen gegen seine Familie durch Mona-te hindurch zuvor? Attacken, die die Mutter und ihre Familie über-haupt erst in die schrecklichen Vermutungen hineingetrieben ha-ben? Übertreiben wir? Sind wir von Hysterie befallen? Es gelingt hierzulande offensicht-lich nicht, ein konstantes Niveau bei der Einschätzung der rechts-extremen Gefahr zu halten. Schnell ist von deutscher Selbst-bezichtigungsmanie, Übertrei-bung oder von Aufwiegeln die Rede. Häufig ist dieser Tage auch zu hören, dass die Straftaten überall in Deutschland erst wie-der angestiegen sind, als das Thema öffentlich diskutiert wird. Bedeutet das, im Umkehrschluss, dass man ja einfach das Problem klären kann, indem man nicht mehr darüber redet? Sicher mag es Nachahmungstäter geben, aber das vorhande-ne Potential und die Bereitschaft das hinzu-nehmen, ist von der Publizität unabhängig. Weder Ausblendungen noch Schönfärberei helfen uns weiter. Unter den zehn Geboten gibt es eins, das die-ser Tage besonders wichtig ist. Es ist das zweite Gebot: »Du sollst Dir kein Bildnis ma-chen!« Es ist nicht von ungefähr, dass auch und gerade in Deutschland dieses zweite der zehn Gebote in allen einschlägigen Katechis-men der katholischen und lutherischen Kon-fessionen seit Jahrhunderten ausgelassen wird – weil es als »jüdisch« gilt. Ist das mög-licherweise auch ein Grund für unsere Ideolo-gieanfälligkeit, für unsere Unfähigkeit, das rechte Maß zwischen Übertreibung und Un-tertreibung zu finden? die-reformierten.upd@te 01. 1 17 Es gelingt hierzulande offensichtlich nicht, ein konstantes Niveau bei der Einschätzung der rechtsextremen Gefahr zu halten. Weder Ausblendungen noch Schönfärberei helfen uns weiter. Dekade gegen Gewalt Thema Merkwürdigauch, dass gerade dieses Gebot – wie kein anderes – mit einer so massiven Dro-hung und mit einer so massiven Verheißung verknüpft ist. Ob es uns allen nicht doch gut täte, einmal zu bedenken, was dieses Gebot im Blick auf unsere verzerrten Bilder vonein-ander und unsere langlebigen unmenschli-chen Ideologien bedeutet? Opferperspektive gewinnen In der Öffentlichkeit von Fernsehen, Rund-funk und Zeitungen geht es bei der Diskus-sion um Gewalt und Rechtsradikalismus meist um die Gewalttäter. Die Empörungsbegierde der Zuschauer verlangt vor allem nach Bil-dern von ihnen. Darum erscheinen meist die empörenden Bilder der hochgerissenen Arme, der aufgerissenen Mäuler unter kahlgeschore-nem Schädel, der weiß beschnürten Springer-und Tretstiefel. Die Bilder der Opfer sind sel-tener. Das darf so nicht bleiben. Wir dürfen nicht länger an den Hauptbeteiligten der braunen Untaten vorbeisehen – und das sind nicht die Täter, sondern die Opfer: Für sie bedeuten Schläge mit Fäusten und Knüppeln, Stiefeltritte, Attacken mit Messern oder Brandanschläge, aber auch die unfass- lichen verbalen Schmähungen, tiefe Ein-schnitte in ihr Leben. Die Verletzungen hin-terlassen oft untilgbare Spuren. Für viele zeigt sich in den Angriffen ihre alltägliche Diskriminierung. Und körperliche und seeli-sche Traumatisierungen bestimmen ihre noch kommenden Lebensabschnitte. Ich glaube, wir müssen in unserem Land wie-der lernen, uns schlicht wie der Barmherzige Samariter zu verhalten. Seine Geschichte be-deutet für uns, dass wir uns vor allem den Opfern des rechtsradikalen Terrors zuwenden müssen: vor allem den unter die Räuber Ge-fallenen und den Gefährdeten. Und die Di-skussion über »die Räuber« und über den Zu-stand der Wege »zwischen Jericho und Jeru-salem«, zwischen Berlin und Prenzlau, zwi-schen Cottbus und Frankfurt Oder, zwischen Perleberg und Prenzlau darf nicht so geführt werden, dass es dann auch von uns wie von Priester und Levit heißen muss: ».... sie kamen zufällig denselben Weg herab. Und als sie ihn – den Überfallenen und Ausge-raubten – sahen, gingen sie vorüber und ließen ihn halbtot liegen« (Lukas 10, 25 ff.). Von den »Bystanders« Als ich vor einiger Zeit in Washigton war, habe ich eine interessante Theologin und Historikerin kennenge-lernt. Sie heißt Viktoria Barnett und hat ein Buch über die Geschichte der Kir-chengemeinden im Dritten Reich geschrieben. Das Buch trägt den Titel »Bystanders«. Mit dem englischen Begriff Bystanders, der sich nur schwer mit dem deutschen Wort »Da-beisteher« übersetzen lässt, beschreibt Victo-ria Barnett die Koalition von Gewissenlosig-keit und stiller Komplizenschaft auch in evangelischen Gemeinden im Dritten Reich und während des Holocaust. Das Buch ist ein erschütterndes Dokument über das indivi-duelle, institutionelle und internationale »Da-beistehertum«, über jene Bystanders, die wohl 18 die-reformierten.upd@te 01. 1 Thema Dekade gegen Gewalt Ich glaube, wir müssen in unserem Land wieder lernen, uns schlicht wie der Barmherzige Sama-riter zu verhalten. Wir dürfen nicht länger an den Hauptbeteiligten der braunen Untaten vorbeisehen – und das sind nicht die Täter, sondern die Opfer manchessehen und mitkriegen, sich dann aber in ihren Blicken, mit ihrem Schweigen und Nichtstun davonsteh-len, um wieder rechtzeitig zu sagen, sie hätten doch keine Verantwortung gehabt und wahrnehmen können. Die damaligen Zustände in den evan-gelischen Gemeinden, wie Viktoria Barnett sie schildert, haben ihre Ähn-lichkeiten und Vergleichbarkeiten in den Haltungen der Bystanders von heute. Damit will ich nicht behaupten, im Jahre 2001 sei es wie 1938. Aber Parallelen und die Ähnlichkeiten in ihren Erscheinungsweisen drängen sich auf. So sind als Bystanders angesichts der vielfachen Erscheinungen von Gewalt und Rechtsextremismus heute und nicht nur in Brandenburg zu benennen: – vor allem die zuschauenden Erwachsenen mit ihrer zynischen, oft klammheimlichen Billigung rechtsextremer Jugendaktionen und Gewalttaten, – aber auch die Presbyterien / Gemeindekir-chenräte, die das Thema abwiegeln oder unter TOP »Verschiedenes« abhaken, – die »Ausweichkünstler«, die sich beim Thema Rechtsextremismus und Fremden-feindlichkeit gern auf den »eigentlichen Auf-trag der Kirche« berufen oder gar die neu ent-deckte »missionarische Verantwortung« oder die »strukturellen Umbrüche« vorschieben. Wenn man wirklich etwas erreichen will in diesem schwierigen Kampf gegen Gewalt und Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in unserem Land, dann müssen die Bystan-ders gewonnen werden. Sie müssen heraus-kommen aus der Zuschauerhaltung und sich selber mitverantwortlich fühlen, für das was im Land geschieht und mit den Jugendlichen neu angepackt und aufgebaut werden soll. Was sollen wir tun? Fünf Anregungen 1. Machen wir uns jetzt selber verantwort-lich. D.h.Wir fassen uns ein Herz, um gegen jeden rechten Angeber sofortigen Wider-spruch zu erheben, gegen jeden feigen Schweiger und Drückeberger unsere Kritik zu sagen und - wenn vergeblich – ihm unsere Verachtung zu artikulieren. 2. Üben wir Selbstbeherrschung. Das heißt: Wir geraten nicht in Panik – sei es passiv und gelähmt vor Angst, sei es aktiv und aggressiv vor Zorn. Wir dramatisieren nicht alarmi-stisch die Situation, als würden morgen in irgendeiner deutschen Stadt, in irgendeinem Bundesland oder gar in der gesamten Bundes-republik die braunen Stiefelträger die Macht ergreifen. Wir lassen es jedoch auch nicht länger zu, dass über das alltägliche braune Alltagsunrecht der Neonazis aus Imagesorge geschwiegen wird. 3. Verweigern wir den rechtsextremen Tätern, jeglichen Gleichmut, jede verstehende Nach-sicht und allen Respekt. Sie müssen merken, sie haben keine schweigende Mehrheit hinter sich. 4. Ermutigen wir uns – gegenseitig. D.h.Wir geben der Verführung des deutschen Ohnemi-chel, der sich ängstlich und feige in die Pan-toffeln und die Wohnstube verkriecht nicht nach. Wir bestärken und ermutigen uns gegenseitig. Wir treten füreinander ein und lassen die Solidarität der Demokraten nicht stören durch die Funktionalisierung der De-batte. 5. Passen wir darauf auf, dass wir uns im Zorn nicht anstecken und zu rechtsextremen Handlungsweisen oder Vorstellungen verfüh-ren lassen. Wir führen den Kampf gegen die Rechtsextremen nicht selber mit rechtsextre-men Mitteln. Wir halten auch im Streit an den demokratischen Wegen und Mitteln fest. Wir lassen uns nicht anstecken – vom Unrecht. die-reformierten.upd@te 01. 1 19 Wir bestärken und ermutigen uns gegenseitig. Wir treten füreinander ein und lassen die Solidarität der Demokraten nicht stören durch die Funktionalisierung der Debatte. Dekade gegen Gewalt Thema Zusammenauf dem Weg nach Accra Die 24. Generalversammlung des Reformier-ten Weltbundes (RWB), geplant für den 30. Juli bis zum 12. August 2004, wird ein »Ver-sammlungs- Prozess« in einem profunden Sin-ne sein. Auf dem ersten Treffen des Vorberei-tungskomittees im Dezember in Genf herrsch-te Einigkeit darüber, dass die Versammlung nicht nur als ein »event« an sich angesehen werden dürfe, vielmehr müsse die Generalver-sammlung begriffen werden als ein Schlüssel-moment im Prozess des Zusammentreffens der ganzen reformierten Familie – ein Prozess der hier und jetzt beginne. »Wir wollen diese Generalversammlung nicht für unsere Mitgliedskirchen vorbereiten«, so Weltbund-Generalsekretär Dr. Setri Nyomi,, »wir wollen es mit ihnen vorbereiten«. »Unser Ziel«, so erklärte er weiter, »ist, alle einzubin-den in die Familie: Junge Leute, Frauen und Männer, Laien, Theologinnen und Theologen, theologische Institutionen, Gebietsausschüs-se, regionale Vertretungen und andere refor-mierte Organisationen, in einen gemeinsamen Prozess. Soll die Generalversammlung wirk-lich ein Treffen der Reformierten Kirchen in Gemeinschaft sein, so müssen wir all’ diese Kirchen von Anfang an in die Vorbereitung mit einbeziehen«. Das Vorbereitungskomittee beschrieb seine Visionen für den gemeinsamen Prozess: - Beratungen der Mitgliedskirchen über eine unmittelbare Umsetzung des Themas der Ge-neralversammlung »Damit alle Leben in Fülle haben« (Joh. 10,10) - Benennung der Delegierten durch die Mit-gliedskirchen bis Juni 2002, damit die Dele-gierten und andere Engagierte sich in einen zweijährigen Studienprozess zur Vorbereitung der Versammlung einbringen können. - Vorbereitung von Materialien, die den Kir-chen die Möglichkeit geben, die Arbeit am Thema der Generalversammlung in ihre Stu-dienarbeiten für das Jahr 2003-2004 aufzu-nehmen. - Engagement der Mitgliedskirchen bei der Arbeit des Exekutivkomittees für Vorberei- tungen und Anträge für die Gestaltung und Ausrichtung der Allianz nach dem Jahr 2004 - Engagement der Mitgliedskirchen im Ein-treten für ökonomische und ökologische Ge-rechtigkeit – den processus confessionis, der auf der 23. Generalversammlung gemeinsam vereinbart wurde – in gegenseitiger Ver-pflichtung, die Ketten der Ungerechtigkeit weltweit zu sprengen. »Falls der gemeinsame Prozess nicht in Gang kommt«, so gab die neu gewählte Moderatorin des Vorbereitungskomittees, Pfarrerin Anna James zu bedenken, »dann kann auch die Ge-neralversammlung nicht in Gang kommen, nicht funktionieren. Sie würde dann zu einem weiteren geschäftsmäßigen Treffen. Aber es liegt in unserer Hand, wesentlich mehr als das daraus zu machen! Wenn die Christinnen und Christen der reformierten Kirchen weltweit die Chance nützen und die Erfahrungen und Er-kenntnisse aus ihren Diskussionen und Debat-ten zu Hause mit nach Ghana bringen, dann kann die 24. Generalversammlung all’ unsere Hoffnungen auf eine Mobilisierung der welt-weiten reformierten Familie für ihre Aufgaben nach 2004 übersteigen!« Erste Vorbereitungen Pfarrerin Anna James wurde zur Moderatorin des Vorbereitungskomittees für die 24. Gene-ralversammlung berufen. James, eine 37-jährige Afro-Amerikanerin, ist Pfarrerin der Reformierten Kirche in Amerika (RCA) und arbeitet in einer Gemeinde in New York. Vor drei Jahren war sie bereits Jugend-delegierte der RCA auf der 23. Weltversamm-lung in Debrecen, Ungarn. Dort wurde sie auch in das Exekutiv-Komitee des Weltbun-des gewählt, von dem sie nunmehr zur Koor-dinatorin für die Vorbereitung der Weltver-sammlung berufen wurde. »Man weiß nie, wohin Gott einen führt«, sagte sie. Gefragt nach der größten Herausforde-rung, der sie sich bei der Vorbereitung der Weltversammlung in Accra gegenüber sieht, antwortet sie mit einem Hinweis auf die Kre- Reformierter Weltbund Generalversammlung 2004 »Mit den Kirchen, nicht für sie«, so beschreibt das Vorbereitungs-komittee des Weltbundes für die nächste General-versammlung seine Arbeit auf dem Weg nach Accra. In weniger als vier Jahren wer-den Delegierte aus der ganzen Welt auf dem Campus der Universität Ghana in Legon, Accra, zusam-men kommen, um die gemein-same Verant-wortung zu realisieren, angesichts der Herausforderun-gen, denen sich der Weltbund und seine Mit-gliedskirchen lokal und global gegenüber sehen. 20 die-reformierten.upd@ @te 01. 1 »Damit alle Leben in Fülle haben« Vor der 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes (2004 in Accra) »Esist nicht einfach, einen Menschen für diese Aufgabe zu finden, der Theologie mit Wissen und Erfah-rung auf dem Gebiet der neuen Technologien verbindet.« ativität, die gefragt sein wird, um »von den Modellen der Vergangenheit zu lernen, aber sich nicht von ihnen fesseln zu lassen.« »Ich würde mich sehr freuen, wenn unsere Mitgliedskirchen die Chance ergreifen wür-den, die Weltversammlung mit zu gestalten«, so fügt sie hinzu, »die Kirchen sollen eine wichtige Rolle übernehmen bei der Frage nach einem Leben in Fülle und der Umsetzung für unsere Kirchen und Gemeinschaften.« Weitere Mitglieder im Vorberei-tungsausschuss sind der WARC Präsident CS Song (Presbyterian Church, Taiwan), André Kara-maga (Presbyterian Church, Rwanda), Kim Yong-Bock (Pres-byterian Church, Korea), Elizab-eth Nash (United Reformed Church, UK), Bertalan Tamás (Reformierte Kirche, Ungarn) und Olivia Masih White (United Church of Christ, USA). Der Weltbund hat außerdem ein Team von drei Leuten beauf-tragt, die Vorbereitungen zu ko-ordinieren: zwei Team-mitglieder sollen von Genf und ein dritter von Accra aus die Arbeit des Vorbereitungskomit-tees unterstützen. Douglas L. Chial, ein 32-jähri-ges Laien-Mitglied Laien-Mitglied der Presbyterian Church (USA) wird als einer der Koordinatoren im Juli 2001 seine Arbeit in Genf aufnehmen. Als Koordinations-Assistent bei der 23. General-versammlung und als Web-Editor für den ÖRK bringt er vielfältige Voraussetzungen für diese Aufgabe mit. »In einer Gesellschaft, in der gerade junge Leute oftmals mit dem Hinweis auf mangeln-de Erfahrungen in die Nebenrollen abge-drängt werden, haben wir mit Doug einen jungen Menschen, der ideale Voraussetzun-gen und Erfahrungen mitbringt«, so Weltbund Generalsekretär Dr. Setri Nyomi, »Es ist nicht einfach, einen Menschen für diese Aufgabe zu finden, der Theologie mit Wissen und Erfah-rung auf dem Gebiet der neuen Technologien verbindet. Doug stellt eine ideale Verbindung beider Gebiete dar«. Vorgespräche für den Koordinator in Ghana werden im März 2001 stattfinden, die Arbeit soll dann im Mai 2001 aufgenommen werden. Das dritte Teammitglied ist Hartmut Lucke, Se- kretär der S c h w e i z e r Evangelischen Kirchen für internationale Angelegen-heiten und von daher mit Verbindungen (nicht nur) in-nerhalb der re-formierten Fa-milie von Chi-na bis Nord-amerika, von Afrika bis Au-stralien. H. Lu-cke wird seine Arbeit im Juli 2002 in Genf aufnehmen. »Als gebürtiger Berliner bringt er ein ganz persönliches Be-wusstsein für die Ost-West-Beziehungen mit in die Arbeit ein«, so Setri Nyomi über Hart-mut Lucke. »Er hat über Jahre mit den öku-menischen Organisationen eng zusammen gearbeitet, zu denen auch wir Beziehungen pflegen. Als ein ordinierter Diener seiner Kir-che mit mehr als 35 Jahren Erfahrungen mit den Kirchen in Süd und Nord, bringt er genau die Theologie mit, die wir brauchen, um die Generalversammlung vorzubereiten.« Generalversammlung 2004 Reformierter Weltbund die-reformierten.upd@ @te 01. 1 21 Anna James Douglas L. Chial DerSitz der beiden Weltbünde befindet sich in zwei gegenüberliegenden Flügeln des Öku-menischen Zentrums in Grand Saconnex, Genf. Die Beziehungen zueinander gehen zu-rück auf das Jahr 1947, Gründungsjahr des Lutherischen Weltbundes. Bei aller Gemein-samkeit sind die Weltbünde aber doch sehr verschieden: Der LWF betont die Identität des lutherischen Zeugnisses und den Zusammen-halt der lutherischen Gemeinschaft, während der RWB sich als Teil einer weltweiten öku-menischen Bewegung sieht und versteht – übrigens auch ein Grund für die bescheidenen Strukturen – und somit auch zuständig für die Wahrnehmung der sozialen und politi-schen Verantwortung von Christinnen und Christen in der Welt. Die Generalsekretäre der zwei Weltbünde haben sich auch in der Vergangenheit bereits regelmäßig getroffen. Seit 1999 wurden diese Treffen nun um regelmäßige Zusammenkünfte des LWF-Cabinet (leitendes Gremium) und des Exekutiv-Komittees des Reformierten Welt-bundes erweitert, um die Kooperation zwi-schen den beiden Weltbünden zu verbessern, Informationen auszutauschen und gemeinsa-me Belange aufzunehmen und zu diskutieren. Im Jahr 1999 wurde auch eine gemeinsame Arbeitsgruppe vom RWB-Exekutiv-Komitee und und und vom LWF-Generalsekretär Rev. Dr. Ish-mael Noko ins Leben gerufen. Die Aufgabe dieser Arbeitsgruppe ist eine Be-standsaufnahme der lutherisch-reformierten Beziehungen Beziehungen auf regionaler wie auf interna-tionaler Ebene um die Implikationen der re-gionalen Entwicklungen der beiden Weltbün-de abschätzen zu können und zu untersu-chen, wie diese zukünftig ihre Zusammenar-beit fruchtbarer gestalten können. Diese Ar-beitsgruppe, so sagt Noko, sei ein »wichtiges Instrument« um zu klären, »wo LWF und RWB momentan stehen und wie sie sich zukünftig aufeinander zu bewegen können in ihrer Be-ziehung als Kirchenfamilien«. Diese Initiative geht einerseits zurück auf die im Jahr 1998 unterzeichnete Erklärung der Evangelical Lutheran Church, America, der Presbyterian Church (USA), der Reformierten Kirche in Amerika sowie der United Church of Christ, andererseits auf ein Seminar im Refor- Lutherisch-reformiert RWB RWB Reformierter Weltbund (RWB – World Alliance of Reformed Churches) und Lutherischer Weltbund (Lutheran World Federation – LWF) haben in der Vergangen-heit oft erklärt, dass die Beziehungen zwischen den Kirchen der Reformation für die beiden Welt-bünde ökumeni-sche Priorität genießen. Nun-mehr unterneh-men beide neue gemeinsame Schritte, um die-sem wichtigen Anliegen noch mehr Ausdruck zu verleihen. 22 die-reformierten.upd@ @te 01. 1 Reformierter und Lutherischer Weltbund nähern sich an VON PÁRAIC RÉAMONN In Richtung Kirchengemeinschaft (1989) Im Licht der Erkenntnis, dass nichts einer Kirchengemeinschaft im Wege steht, rufen wir Lutherische und Reformierte Kirchen auf der ganzen Welt, die Mitglieder des Lutherischen oder Reformierten Weltbundes sind auf, die volle Gemeinschaft miteinander zu bekennen. Dies heißt: – Erkennen und erklären, dass die gegen-seitigen Verurteilungen früherer Zeiten über-wunden sind und im heutigen Leben keine Relevanz mehr haben – Aufbau einer vollen Kanzel und Altar-gemeinschaft, die eine gegenseitige volle Anerkennung der zum Dienst an Wort und Sakrament Ordinierten voraussetzt – Beteiligung an den Bemühungen um eine wachsende Einheit: Gemeinsame neue Schritte im kirchlichen Leben und in der Mission Wir schlagen vor, dass auf jeder Ebene des kirchlichen Lebens Kirchenmitglieder beider Traditionen gemeinsam versuchen heraus zu finden, was in ihrer jeweiligen Situation zum Wachsen der Gemeinschaft notwendig ist. Die Situationen an den verschiedenen Orten und Regionen der Welt sind so unterschied-lich, dass neue Formen und Wege auf den je-weiligen Kontext zugeschnitten sein müssen. Auf der internationalen Ebene rufen wir den Lutherischen und den Reformierten Weltbund zur Zusammenarbeit auf: Wo immer es mög-lich ist, gemeinsam zu arbeiten, gemeinsam zu schauen, welche geeigneten Lösungen für ein gedeihliches Miteinander anzustreben sind für die neuen Beziehungen zwischen Lutherischen und Reformierten Mitgliedskirchen. DieArbeitsgruppe erklärte, dass keine Kirchen trennenden Differenzen zwischen den Kirchen der lutherischen und reformierten Tradition mehr bestehen würden und riefen daher zur vollständigen Gemeinschaft zwischen beiden Kirchen der Reformation auf. mierten Internationalen John-Knox-Center, Genf, Genf, Genf, das dort 1998 anlässlich des 25. Jahres-tages der Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie stattfand. In diesem Seminar zur gemeinsamen Erklä-rung der Lutheri-schen, Reformierten und Unierten Kir-chen Europas (und Teilen Lateinameri-kas) wurde betont, dass, lokal wie inter-national, Lutheraner und Reformierte »in einem Boot rudern« – oder es doch sollten. Die 1999 eingesetzte gemeinsame Arbeits-gruppe, unter Mitlei-tung von Jane Dempsey- Douglass, Presbyterian Church (USA) und Guy Ed-minston, Evangelical Lutheran Church in America, setzt sich aus Mitgliedern aus Brasilien, Frankreich, Deutschland, Indo-nesien und Malaysia zusammen. Die erste Ar-beitssitzung fand im November 1999 in Genf statt. Zehn Jahre nach »Towards church fel-lowship«, dem Bericht des lutherisch-refor-mierten Dialogs Dialogs aus dem Jahr 1989, erklärte die neu eingesetzte Arbeitsgruppe, dass keine Kirchen trennenden Differenzen zwischen den Kirchen der lutherischen und reformier-ten Tradition mehr bestehen würden und rief daher zur vollständigen Gemeinschaft zwi-schen beiden Kirchen der Reformation auf. Heute, so bekräftigte die gemeinsame Arbeits-gruppe, besteht die Frage darin, wie diese Er-klärung umgesetzt und mit Leben gefüllt wer-den kann. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit, so die Gruppe, wird »in der Umsetzung der positiven Ergeb-nisse des vorangegangenen Dialogs bestehen. Wir möchten den Prozess der Rezeption die-ser Empfehlung unterstützen und begleiten, um das Wachsen der Gemeinschaft unter den Mitgliedskirchen zu fördern«. Dies ist nun leider nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. »Für viele Mitgliedskirchen der jeweiligen Gemein- schaft«, so der LWF- Ökumene- Beauftragte Sven Oppegaard, »erscheint es auch heute nicht gegeben, in verbindliche kirchengemein-schaftliche Beziehungen mit Kirchen anderer Gemeinschaften einzutreten«. In einigen Ge-bieten gibt es nahe und herzliche Verbindun-gen zwischen Lutheranern und Reformierten, aber an anderen Orten sind, aus historischen und demografischen Gegebenheiten, Luthera-ner und Reformierte einander nahezu unbe-kannt. Gerade in solchen Kontexten seien, so beobachtete Noko, Prozesse des »gegenseitigen Vertrauensaufbaus« notwendig als Grundlage für einen weltweiten Fortschritt. Die gemeinsame Arbeitsgruppe drängte das LWF-Konzil und das RWB-Exekutiv-Komitee, neue neue neue Initiativen des Lutherisch-Reformierten Engagements Engagements weltweit zu unterstützen. Beide Leitungsgremien wurden aufgerufen, sich frühzeitig parallel – an gleichem Ort zu gleich-er Zeit – zu treffen und eng zusammen zu ar-beiten bei der Vorbereitung der LWF-General-versammlung (Winnipeg (Winnipeg 2003) und der WARC-Generalversammlung (Accra, 2004). Bereits zu Beginn diesen Jahres versandten die Generalsekretäre des LWF und des RWB einen Brief an alle Mitgliedskirchen, in dem sie ihrer gemeinsamen Freude Ausdruck ver-liehen über das, »wovon wir hoffen, dass es RWB Lutherisch-reformiert die-reformierten.upd@ @te 01. 1 23 Die Teilnehmenden an der Arbeitsgruppe (Treffen in Campinas / Brasilien, November 2000) einneuer Schritt vorwärts ist auf unserem ge-meinsamen Weg des Glaubens« und Anfragen stellten an den aktuellen Stand der luthe-risch- reformierten Beziehungen in den unter-schiedlichen Situationen weltweit. So fragten sie die jeweiligen Mitgliedskirchen, welche weiteren Entwicklungen der Beziehungen von ihrem Standpunkt aus als wünschenswert oder möglich erschienen und wie die beiden Weltbünde die Anstrengungen vor Ort unter-stützen könnten. Ein zweites Treffen der gemeinsamen Arbeits-gruppe fand im November 2000 in Campinas, Brasilien statt. Einen Tag brauchte es alleine, den Delegierten der Konferenz die Situation des lutherischen und reformierten Lebens in Brasilien durch die Vertreterinnen und Vertre-ter der brasilianischen Mitgliedskirchen der beiden Weltbünde näher zu bringen. Die ganztägigen Gespräche erwiesen sich als hilfreich um Wege zu finden, die Beziehungen zwischen den beiden Kirchen in Brasilien zu vertiefen, und so werden diese Gespräche auch Eingang finden in den Abschlussbericht der gemeinsamen Arbeitsgruppe der beiden Weltbünde. Die Arbeitsgruppe stimmte zu, das nächste Treffen mit einer gemeinsamen Konsultation von VertreterInnen der unierten Kirchen in Deutschland sowie anderer Mitgliedskirchen von lutherischer und reformierter Tradition zu beginnen. So könne man Vorschläge für ein internationales lutherisch- reformiertes Studienprojekt über Strukturen von Kirchen-gemeinschaft erarbeiten. Das nächste Treffen der gemeinsamen Ar-beitsgruppe wird im Oktober 2001 stattfinden, bevor ein Bericht an die jeweiligen Leitungs-gremien der Weltbünde über die zukünftigen Reformiert-Lutherischen Beziehungen gege-ben werden soll. Daher stellt sich nun die Frage, wie und wohin der Weg nun weiter führen soll: »Wir sind an einem spannenden Punkt unse-re gemeinsamen Beziehungen angelangt«, so drückte es RWB-Generalsekretär Dr. Setri Nyomi aus. »Wir haben lebhafte gemeinsame Arbeitstreffen und die Kooperation unserer beiden Weltbünde wächst konstant«. »Was wir nun brauchen, das ist eine Aufbruch-stimmung, die die Initiativen für eine engere Zusammenarbeit der Lutherisch-Reformierten Beziehungen Beziehungen auf lokaler, nationaler und regio-naler Ebene fördert und belebt. Dies würde das konstruktive Engagement der beiden Weltbün-de stärken. Auf diesen beiden Ebenen wird uns die gemeinsame Arbeitsgruppe unterstützen und die Arbeit voran treiben«. Lutherisch-reformiert RWB RWB »Was wir nun brauchen, das ist eine Aufbruchstim-mung, die die Initi-ativen für eine en-gere Zusammenar-beit der Lutherisch-Reformierten Beziehungen auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene fördert und belebt.« 24 die-reformierten.upd@ @te 01. 1 Kuba In Kuba arbeiten die Mitarbeitenden in der Jugendarbeit der Reformierten Kirche in Kuba an einer Vorbereitung auf die Herausforderungen des neuen Millenniums. Vor allem die zerstöreri-sche Gewalt der sogenannten »Globali-sierung« sehen sie als Gefährdung, weil sie die Gleichheit aller Menschen zerstört und in ihren Folgen vor allem die jungen Menschen trifft. Die zweite nationale Versammlung der Jungenarbeit der Reformierten Kirche in Kuba fand im November vergange-nen Jahres in Havana statt. Die 48 jungen Christen aus den drei Presbyte-rien der Kirche setzten sich zudem auseinander mit den Schwierigkeiten der Kubanischen Gesellschaft, wie etwa Prostitution, wachsender Indivi-dualismus und soziale Desorientierung. Nachdem die 1932 begonnene Jugendarbeit der Reformierten Kirche in Kuba für 16 Jahre geruht hatte, war dies ein guter Neuanfang, der auf die Initiative des Moderators Omar Maren Turcaz und des Generalsekretär Dr. Cosmé Reyes zurückgeht. Äquatorial Guinea Was bedeutet es, reformiert zu sein in einer von Armut geprägten Gesell-schaft, in der die Menschen ständig in Angst vor einem diktatorischen Regime leben, das sich nicht um Demokratie oder die Menschenrechte kümmert? Mit dieser Fragestellung kamen mehr als 80 PfarrerInnen und andere Mitglieder der Reformierten Presbyterianischen Kirche in Äquatori-al Guinea (IRPGE) im August vergan-genen Jahres in Bata zusammen. Der Zwei-Wochen-Kurs, vom Refor-mierten Weltbund unterstützt, war ein erster Versuch, die Lücke im Angebot von Seminaren dieser Kirche zu schlie-ßen. Und die Reformierte Presbyteria-nische Kirche hofft darauf, weiterhin solche oder ähnliche Seminare durch-führen zu können – nicht selbstver-ständlich in einem Land von unvor-stellbarer Armut. Osternsteht vor der Tür. Manchmal erscheint es verlockend, ganz schnell auf Ostern zuzuge-hen – und Fastenzeit und Karfreitag dabei aus-zublenden. Die kommerzialisierte Welt verlockt uns dazu: Der Blick wird auf Osternester, Osterhasen und Ostereier gelenkt, Karten, Geschenke und an-dere Annehmlichkeiten im Zusammenhang mit einem kommerzialisierten Osterfest ver-hindern eine Besinnung auf die Bedeutung von Karfreitag und die Möglichkeiten, die die vorausgehende Fastenzeit bietet. Ostern ist der Ausdruck neuen Lebens, Leben, das die Macht des Todes in der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus überwunden hat. Die erlittenen Qualen machten den Weg zum Ostermorgen frei. Christinnen und Christen sind aufgerufen, ihr Leben von Ostern her, als Ostermenschen zu leben, die Kräfte von Schmerzen, Leiden und Tod abzulösen. Darum hat der Reformierte Weltbund die 24. Generalversammlung seiner Mitgliedskirchen unter das Motto »Damit alle Leben in Fülle ha-ben« gestellt. Die gute Nachricht ist, dass Karfreitag und Os-tersonntag den Beginn eines neuen Lebens markieren, den Beginn einer neuen Beziehung zu Gott, da Jesus Christus vom Tod auferstan-den ist um für uns die Sünde zu überwinden. Diese gute Nachricht soll von allen Menschen gehört werden, da sie alle einlädt, Teil zu ha-ben an einem Leben in Fülle. Als Ostermen-schen müssen wir uns sorgen und kümmern um die vielen Menschen die noch im Leiden des Freitags vor Ostern leben. Die Auswirkun-gen von Sünde – Konflikte und Gier, Unge-rechtigkeit und Unterdrückung, Armut, Hun-ger und Krankheit, plagen noch immer einen Großteil der Menschheit. Wir werden diese Wirklichkeit weder schnell noch leicht über-winden können. Aber als von Ostern herkom-mende Christinnen und Christen wissen wir, was Gott zur Überwindung der Mächte des Todes getan hat. Als allein aus Gnade mit Gott versöhnte Menschen sind wir aufgerufen die erfahrene gute Nachricht zu verkünden und zu leben. Unsere Wirksamkeit, diesem Ruf zu fol-gen wird vielen Menschen, die noch im Leiden des Karfreitag leben, die Erfahrung eines neuen Lebens ermöglichen. In den Kirchen des Reformierten Weltbundes sehen wir die Osterzeit als eine Zeit der Wie-derbelebung – eine Zeit der Erneuerung unse-res Lebens der guten Nachricht. Die Osterzeit ist eine Zeit der Stärkung unserer Zusammen-gehörigkeit innerhalb der Reformierten Fami-lie, eine Zeit des Verstärkung unseres Engage-ments im gemeinsamen Prozess für Gerechtig-keit, ökonomisch wie ökologisch, um der pro-fetischen Stimme zum Durchbruch zu verhel-fen die uns aufgerufen hat, allen zu einem Le-ben in Fülle zu verhelfen. Ein Zeichen des neuen Lebens ist es auch, wie wir die Nachrichten und Neuigkeiten innerhalb der (reformierten) Familie miteinander teilen und mitteilen. Unsere Partnerschaft mit der Reformierten Kir-chenZeitung und nunmehr mit die-reformier-ten- upd@te upd@te ist eine Möglichkeit, den Refor-mierten Weltbund eng an die deutschsprachige reformierte Familie anzubinden. Aber dies ist keine Einbahnstraße: Auch wir sind interes-siert an Neuigkeiten aus Ihrem Umfeld, die sie mit den anderen Mitgliedern der Reformierten Familie teilen möchten. Wir sind angewiesen auf Ihre Mitarbeit um In-formationen und Erfahrungen auszutauschen, die uns als Reformierte Familie einander näher bringt. Ostern RWB die-reformierten.upd@ @te 01. 1 25 Zeichen neuen Lebens VON SETRI NYOMI Den Beginne einer neuen Beziehung zu Gott markieren Karfreitag und Ostern. Diese gute Botschaft gilt allen Men-schen und lädt sie ein, Teil zu haben an einem Leben in Fülle. »Gottgibt in Christus Kultur auf – insofern, als dass Kultur nunmehr nur noch in ihrer funktionellen Form wahrgenommen wird, wie beispielsweise im Gottesdienst, aber nicht mehr als absolut!«, betonte Pastor Prof. James Haire, momentan nationaler Präsident der Uniting Church of Australia, und fügte hinzu, dass dies auch bei Fragen des Verhältnisses der Geschlechter Beachtung finden müsse. Haire war einer der Sprecher des RWB-work-shops zum zum Thema »Rollenbewusstsein und Entwicklung von Führungskapazität«, das im November 2000 in Brisbane, Australien, statt-gefunden hat. Gespräche über die Situatio-nen von Männern und Frauen in den ver-schiedenen kulturellen Gegebenheiten waren ein zentrales Element des workshops. Ein aufmerksames Beachten unserer spezifi-schen kulturellen Kontexte beim Hören auf das Wort Gottes ruft die Kirchen auf, die biblische Botschaft neu zu lesen – auch im Hinblick auf die Rolle der Frauen. »Das Evangelium«, so Haire »muss in jeder Kultur leben. Aber es steht über den Kulturen und daher immer auch engagiert im zähen Ringen mit der Kultur«. Dieses Ringen bedeutet eine anstrengende Auseinandersetzung, deren Ausgang nicht im Vorfeld abgesehen werden kann. Auf den pazifischen Inseln ist der ange-stammte Platz der Frauen traditionell im Pri-vaten, im Haus. Ihre Aufgabe ist die Erzie-hung der Kinder und die Sorge um den Ehe-mann und die Großfamilie. Die häusliche Rolle der Frauen ähnelt der in der Kirche dort: Frauen sind vom Amt ausgeschlossen, das immer noch als eine männliche Domäne be-trachtet wird. In einigen Fällen ist ihnen in ihren Kirchen auch der Zugang zur Kanzel verwehrt. Immerhin gestatten mittlerweile ei-nige Kirchen nunmehr auch Frauen, Theolo-gie zu studieren – aber streng getrennt von ihren männliche Kommilitonen. Diejenigen Frauen, die ihr Theologie-Studium beendeten, haben es nicht leicht als Pastorinnen beachte-tet und anerkannt zu werden. Kultur ist eine mächtige Waffe: Oftmals wird sie dazu gebraucht, die traditionellen Rollen zu bewahren und Traditionen aufrecht zu er-halten. Nur zu oft ist auch Kultur die Ent-schuldigung dafür, erst gar nicht aktiv zu werden. Daher müssen wir uns fragen: Wann unterstützt der Glaube unsere kulturelle Situ-ation und wann fordert er uns zum Handeln heraus? Wir benötigen Wahrnehmung und Urteilsfähigkeit um die guten Aspekte unserer Kulturen ebenso zu bewerten und wahrzu-nehmen wie die Dinge zu realisieren, die drin-gend einer Veränderung bedürfen. Teilnehmende an dem workshop, dem vierten dieser Art, der seit der 23. Generalversamm-lung des Reformierten Weltbundes organisiert wurde, kamen aus den Mitgliedskirchen im Pazifik: Männer und Frauen aus Australien, Hawaii, Kiribati, den Marshall-Inseln, Neu-Kaledonien, Aotearoa, Neuseeland, Niue, Samoa, Tuvalu und Vanuatu. Anita Monro von der Uniting Church of Australia hatte als Gastgeberin vor Ort die Veranstaltung hervor-ragend vorbereitet. Anita und ich waren für die Bibelarbeiten verantwortlich. Dort wurden die Probleme einer Gottesdarstellung thematisiert, die durch ein männliches Gottesbild den herr-schenden Verhältnissen mit der Unterordnung der Frauen unter die Vorherrschaft der Män-ner und den Ausschluss der Frauen von Füh-rungspositionen in Kirche und Gesellschaft Vorschub leistet. Die Bibel aber ruft uns dazu auf, hinter solche traditionellen Rollenbilder und –klischees zu blicken und Gott »inklusi-ver« zu verstehen. Ein derart erweiterter Hori-zont wird uns auch dazu leiten, die traditio-nellen stereotypen Rollen von Frauen und Männern in der Gesellschaft hinter uns zu lassen und eine bessere Verwirklichung von Männern und Frauen zu erreichen. Unsere Perspektive beruht auf der Überzeu-gung, dass die Geschlechter gleichberechtigt sind und dass Gerechtigkeit das Ziel dieser Gleichberechtigung ist. Dies bedeutet eine Er-neuerung des Rollenverständnisses auf der Suche nach inklusiver Gemeinschaft auf der Basis des Evangeliums Jesu Christi. RWB Pazifik-Region Kultur ist eine mächtige Waffe: Oftmals wird sie dazu gebraucht, die traditionel-len Rollen zu bewahren und Traditionen aufrecht zu erhalten. Das gilt im beson-deren im Hinblick auf die Rolle der Frauen in einer Gesell-schaft. In der Pazifik-Region hat der vierte workshop des RWB statt-gefunden, in dem die Teilneh-menden sich mit diesen Fest-legungen aus-einandersetzten – ein Zeichen der Hoffnung nicht nur für ihre Kirchen. 26 die-reformierten.upd@ @te 01. 1 Veränderungen in der Pazifik-Region VON VON PATRICIA SHEERATTAN-BISNAUTH §15 Bei der Zusammensetzung des Modera-mens ist darauf Bedacht zu nehmen, dass möglichst alle Kirchengebiete be-rücksichtigt werden, sowie dass Älteste und Lehrende der Theologie dem Mode-ramen angehören. § 18 (1) Die Amtsdauer der Mitglieder des Moderamens beträgt 8 Jahre. Alle 4 Jahre scheidet die Hälfte der von der Hauptversammlung gewählten und der vom Moderamen berufenen Mitglieder aus. (2) Die Kirchenleitungen können die von ihnen entsandten Mitglieder im Beneh-men mit dem Moderamen jederzeit ab-berufen. (3) Die Mitglieder des Moderamens füh-ren ihr Amt fort bis zur neuen Wahl. § 21 Das Moderamen soll jährlich minde-stens zweimal zusammentreten. Der Moderator oder die Moderatorin muss das Moderamen innerhalb von 4 Wo-chen einberufen, wenn ein Viertel seiner Mitglieder es beantragt. § 23 (1) Das Moderamen bestimmt aus seiner Mitte einen Schatzmeister oder eine Schatzmeisterin, der oder die die Kasse des Bundes führt. (2) Er oder sie hat über diese Tätigkeit dem Moderamen sowie der Hauptver-sammlung Rechenschaft abzulegen. Moderamen des Reformierten Bundes (Mitglieder, Stand: März 2001) Gewählte Mitglieder Hannelore Altstadt, Frankfurt gewählt bis 2006 Ulrich Barniske, Brandenburg gewählt bis 2002 D. Peter Bukowski, Wuppertal gewählt bis 2006 § 9 (1) Die Hauptversammlung hat folgende Aufgaben: 1. Sie berät und beschließt über Anträ-ge der Mitglieder und über Vorlagen des Moderamens, 2. sie tätigt die ihr obliegenden Wahlen (§§13, 15, 23), 3. sie stellt die Richtlinien für den Haus-haltsplan auf, nimmt die Jahresrech-nung ab und setzt die Beiträge der Mit-glieder fest, 4. sie beruft den Finanzausschuss und wählt eine oder mehrere Personen, die als Rechnungsprüfer oder Rechnungs-prüferin fungieren; 5. sie beschließt über Änderungen der Ordnung des Bundes. (2) . . . § 14 Das Moderamen besteht aus 24 Mit-gliedern. Die Bildung des Moderamens geschieht auf folgende Weise: 12 Mitglieder beruft die Hauptver-sammlung. 4 Mitglieder werden von den Kirchen und Verbänden reformierten Bekennt-nisses entsandt, und zwar je 1 Mitglied aus der Evangelisch- reformierten Kirche (Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), der Lippischen Landeskirche, dem Bund evangelisch-reformierter Kir-chen Deutschlands und von der Evangelisch-altreformier-ten Kirche Kirche in Niedersachsen. 5 Mitglieder werden im Benehmen mit dem Moderamen entsandt, und zwar je 1 Mitglied von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelischen Kirche von Kurhes-sen- Waldeck und der Bremischen Evangelischen Kir-che, 3 Mitglieder beruft das Moderamen ge-mäß den Bestimmungen von §§ 15 und 23. Reformierter Bund Service die-reformierten.upd@ @te 01. 1 27 Reformierter Bund in Deutschland Generalsekretär Pfarrer D. Hermann Schaefer Geschäftsstelle Assistentin des Generalsekretärs: Anja Werth Vogelsangstr. 20 42 109 Wuppertal Telefon: 0202-75 5111 Fax: 0202-75 42 02 e-mail: reformierter-bund@wtal.de In der Geschäftsstelle erhalten Sie alle Informationen über die Arbeit des Reformierten Bundes. Das Moderamen (Vorstand) des Reformierten Bundes Im folgenden informieren wir Sie über das Moderamen, den »Vereinsvorstand« des Reformierten Bundes. In einem er-sten Teil dokumentieren wir in Aus-zügen die Ordnung des Bundes (in der Geschäftsstelle erhältlich); im zweiten Teil sind diejenigen aufgelistet, die zur Zeit Mitglieder des Moderamens sind. Ordnung des Reformierten Bundes (Auszüge) § 1 Der Reformierte Bund ist ein freier Zu-sammenschluss von Kirchengemeinden, Gemeindeverbänden, Synodalverbän-den, Kirchen und Einzelpersonen, die dem reformierten Bekenntnis folgen oder den Dienst des Bundes fördern wollen. § 8 Organe des Bundes sind: 1. die Hauptversammlung, 2. das Moderamen. Service Reformierter Bund – Johannes a Lasco Bibliothek Prof. Dr. Eberhard Busch, Friedland gewählt bis 2002 Henny Dirks-Blatt, Essen Essen gewählt bis 2002 Wilma Kind, Soest gewählt bis 2002 Christiane Nolting, Bad Salzuflen gewählt bis 2002 Georg Rieger, Nürnberg gewählt bis 2006 Barbara Schenck, Hanau gewählt bis 2006 Dr. Brigitte Schroven, Nordhorn gewählt bis 2002 Astrid Weiß, Siegen gewählt bis 2006 Dr. Karin Zönnchen, Berlin gewählt bis 2006 Entsandte Mitglieder Sabine Dreßler-Kromminga, Braun-schweig Braun-schweig entsandt vom Bund Ev.-ref.Kirchen in Deutschland Hartmut Graeber, Bremen entsandt von der Bremischen Ev. Kirche Jörn-Erik Gutheil, Düsseldorf entsandt von der Ev. Kirche im Rhein-land Lothar Heetderks, Nordhorn entsandt von der Ev.-altref.Kirche in Niedersachsen Walter Herrenbrück, Leer entsandt von der Ev.-ref.Kirche Dr. Ulrich Möller, Bielefeld entsandt von der Evgl. Kirche von Westfalen Gerrit Noltensmeier, Detmold entsandt von der Lippischen Landes-kirche Dr. Wilhelm Richebächer, Kassel entsandt von der Evgl. Kirche von Kur-hessen- Waldeck Dr. Friedrich Weber, Wiesbaden entsandt von der Evgl. Kirche in Hessen und Nassau Berufene Mitglieder Dr. D. Herbert Ehnes, Düsseldorf berufen bis 2002 Holger Staßen (Schatzmeister), Wuppertal berufen bis 2002 Prof. Dr. Michael Weinrich, Paderborn berufen bis 2002 Ständige Gäste (ohne Stimmrecht) D. Hermann Schaefer (Generalsekretär), Wuppertal Jörg Schmidt (Publizistik und Öffent-lichkeitsarbeit), Wuppertal JOHANNES A LASCO BIBLIOTHEK Große Kirche Emden Adresse: Kirchstr. 22 D 26721 Emden Telefon +49.(0)4921.91500 Telefax +49.(0)4921.915050 Allgemeine Auskunft und Fachinformation: lasco@jalb.de Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 11 - 18 Uhr Samstag 11 - 13.30 Uhr und 14.30 - 17 Uhr (nur Museum) Sonntag 14.30 - 17 Uhr (nur Museum) Führungen Samstag 11.00 und 14.30 Uhr Sonntag 14.30 Uhr zusätzlich Gruppenführungen nach Anmeldung Forschungsprogramm »Kulturwirkungen des reformierten Protestantismus« An der Johannes a Lasco Bibliothek Emden haben Ende des Jahres 2000 drei Forschungsprojekte unter dem Gesamtthema »Kulturwirkungen des reformierten Protestantismus« ihre Arbeit aufgenommen. Finanziert von der Stiftung Niedersachsen, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie der Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek sollen in einer Laufzeit von drei Jahren internationale Tagungen und For-schungsgespräche abgehalten, Quellen erschlossen und ausgewertet, erste Ergebnisse veröffentlicht werden. Am Beginn des dritten Jahrtausends steht Europa vor seiner weitgehenden wirtschaftlichen und politischen Eini-gung. Diese Einigung wird vordergrün-dig bleiben, wenn sie nicht mit dem Wissen um die gemeinsame Geistes und Kulturgeschichte untermauert wird – eine Geschichte, die in den fünf Jahrhunderten seit der Reformation gekennzeichnet ist durch die prägende Wirkung der drei großen Konfessionen der abendländischen Kirche: Katholi-zismus, Luthertum und reformierter Protestantismus. Ausgehend von den theologischen Streitfragen der Reformationszeit ent-wickelten sich drei Glaubensrichtun-gen, die in ihren jeweiligen Gebieten auf weite Bereiche des gesellschaft-lichen und kulturellen Lebens aus-strahlten. Die Konfessionen beeinfluss-ten nicht nur die Politik der europäi-schen Staaten, sondern auch ihr geisti-ges Klima, ihre internationalen Kontak-te, die Künste und das tägliche Leben. Die historische und kirchenhistorische Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten diesen Prozess als »Kon-fessionalisierung« bezeichnet und als Fundamentalvorgang auf dem Weg zur Herausbildung der Moderne verstan-den. Dabei lag der Schwerpunkt darauf, zu zeigen, dass alle drei Konfessionen gleichermaßen an dieser Entwicklung teilhatten. Das Forschungsprogramm der Johannes a Lasco Bibliothek stellt sich nun die Aufgabe, nach dem besonderen Beitrag des reformierten Protestantismus zur Formierung der westlichen Zivilisation zu fragen, um mit einer Bestandsauf-nahme den Vergleich mit den anderen 28 die-reformierten.upd@ @te 01. 1 DerHugenottenpsalter – Geschichte seiner Wirkung in Deutschland und Europa Prof. Dr. Eckhard Grunewald, Universität Oldenburg Dr. Jan R. Luth, Rijksuniversiteit Groningen Die Psalmendichtungen des Clément Marot und Théodore de Bèze (in den Vertonungen von Claude Goudimel, Louis Bourgeois u. a.) zählen zu den bedeutendsten Zeugnissen der Liedkul-tur des reformierten Protestantismus im romanischen Sprachraum. Ihre Wir-kung blieb nicht auf den französisch-sprachigen Bereich begrenzt; auch die Entwicklung der Literatur in den euro-päischen Nachbarländern empfing von ihnen wichtige Impulse. Schon wenige Jahre nach den Erstdrucken des Huge-nottenpsalters (Genf 1562) setzte in Europa eine lebhafte Rezeption der »Pseaumes mis en rime franççois« durch Übersetzungen ein, die nicht zu-letzt in Deutschland zu einem Quali-tätssprung in der damals noch wenig entwickelten volkssprachigen Lyrik führte. Durch die strikte Ausrichtung der Übertragungen an den teilweise hochartifiziellen Vers- und Strophen-formen der französischen Vorlagen (um die Sangbarkeit der Texte nach den vorgegebenen Melodien zu gewährlei-sten) ebneten hier die Psalmen(nach)-dichtungen den den den Weg zum modernen westeuropäischen literarischen Stan-dard. Selbst Martin Opitz, der »Vater der neueren deutschen Kunstdichtung« ging – wie zahlreiche europäische Poe-ten vor und nach ihm – in die Schule des Genfer Psalters. Die Faszinations-kraft der Texte und Melodien des Hugenottenpsalters endete keineswegs an den Konfessionsgrenzen; auch im lutherischen (Becker) und katholischen Lager (Ulenberg) trafen die französi-schen Psalmen im Original wie in der Übersetzung auf ein reges Interesse, riefen freilich auch programmatische Gegenbewegungen hervor. Eine grundlegende Untersuchung der Wirkungen des Genfer Psalters auf die Konfessionen vorzubereiten. Den grenz-überschreitenden Beziehungen, mit denen die reformierten Zentren in der Schweiz und den Niederlanden in fast alle Staaten Europas ausstrahlten, wird mit der Beteiligung von Wissenschaft-lern aus aller Welt Rechnung getragen. Recht und Jurisprudenz im Bereich des reformierten Protestantismus 1550-1650 Prof. Prof. Dr. Christoph Strohm, Ruhr-Universität Bochum Bislang gibt es keine systematische Un-tersuchung der Frage, inwieweit konfes-sionsspezifische Muster im Berufsfeld der Juristen, in der juristischen Ausbil-dung und in rechtswissenschaftlichen Werken in der Frühen Neuzeit wirksam geworden sind. Die Arbeiten der an konfessioneller Ausrichtung interessier-ten Rechtshistoriker beschäftigen sich überwiegend mit Fragen des Kirchen-rechts, und hier insbesondere mit den Differenzen zwischen lutherischen und reformierten Konzepten. Dabei ist zwar das Verhältnis von Staat und Kirche untersucht worden. Das neue Forschungsprojekt hat sich jedoch darü-ber hinausgehend die Aufgabe gestellt, den Zusammenhang von Konfession und Inhalten bzw. Methoden juristischer Erörterung zu klären. Die Untersuchung soll sich auf das öf-fentliche Recht konzentrieren. Denn die Disziplin des ius publicum hat sich erst Anfang des 17. Jahrhunderts von der traditionellen Vorherrschaft des römisch geprägten Zivilrechts emanzi-piert, und ihre Entstehung ist unmittel-bar mit der konfessionellen Spaltung des Reiches verbunden. Erst jetzt tritt eine spezifisch juristische Erörterung an die Stelle der nach aristotelischem Vorbild innerhalb der praktischen Philosophie abgehandelten Politik. Der Verfasser der grundlegenden Geschich-te des öffentlichen Rechts, Michael Stolleis, hat darauf aufmerksam ge-macht, daß protestantische Juristen die entscheidende Rolle dabei spielten. Unter ihnen kommt einzelnen klar cal- vinistisch-reformiert orientierten Ver-tretern wie Johannes Althusius eine herausragende Bedeutung zu. Aber auch weniger bekannte reformierte Ju-risten wie zum Beispiel Hermann Vul-tejus oder Philipp Heinrich Hoenonius sind hier zu nennen. Lässt sich diese entscheidende Rolle, die protestantische Juristen bei der Entstehung des ius publicum als eigen-ständiger juristischer Disziplin gespielt haben, allein aus deren spezifischem Interesse an einer rechtlichen Absiche-rung des gefährdeten Protestantismus im Reich erklären? Oder kommen auch weitere geistesgeschichtliche Zu-sammenhänge, präferierte Traditionen und theologische Grundmuster zum Tragen? Gegenüber früheren, vereinzelt unter-nommenen Versuchen, bestimmte juri-stische Argumentationen in direkter Linie aus theologischen Grundsätzen Calvins abzuleiten, ist Vorsicht geboten. Vielmehr muß zweierlei beachtet wer-den: Zum einen war der Calvinismus nicht einförmig, sondern vielgestaltig. Die Auseinandersetzungen zwischen einer humanistisch-moralistisch orien-tierten und einer streng augustinisch-prädestinatorisch orientierten Richtung begleiten den Calvinismus von Anfang an. Zum anderen formierte sich der Cal-vinismus in einem Milieu, das stark von der humanistischen Jurisprudenz ge-prägt war. Nicht zuletzt daraus erklärt sich die besondere Attraktivität des Cal-vinismus unter Juristen. In dem Forschungsprojekt werden jedoch nicht nur reformierte Juristen des 17. Jahrhunderts untersucht, sondern auch die Präsenz juristischer Themen und Argumentationen in der Theologie des Calvinismus. Bekanntlich hat Calvin selbst – wie viele andere Theologen des frühen Calvinismus – seine Jugendjahre mit dem Studium des römischen Rechts verbracht. Die Verbindung von rechts- und theologie-geschichtlichen Fragestellungen wird auch Erkenntnisse im Blick auf die konfessionelle Eigenart des Calvinismus insgesamt erbringen. die-reformierten.upd@ @te 01. 1 29 Johannes a Lasco Bibliothek Service Entwicklungder lutherischen wie katholischen Literatur des Barock steht noch aus. Die Frage nach der Bedeutung des Hu-genottenpsalters für die literarische Entwicklung im deutschen Sprachraum und darüber hinaus ist heute in den weiteren kulturhistorischen Kontext der allgemeinen Rezeption des Ideenguts des westeuropäischen Calvinismus im 16. und 17. Jahrhundert zu stellen. Das Forschungsprojekt »Der Hugenot-tenpsalter – Geschichte seiner Wirkung in Deutschland und Europa« widmet sich auf interdisziplinären Arbeitsta-gungen der Frage nach der kulturhisto-rischen Bedeutung des Genfer Psalters vornehmlich im 16. und 17. Jahrhun-dert. Um die Arbeitsgrundlage für künftige literatur-, musik- und liturgie-wissenschaftliche Forschungen zu erweitern, sollen zudem zentrale, bis heute nur schwer zugängliche Texte in (kommentierten) Faksimile-Ausgaben publiziert publiziert werden. Eine Erfassung der deutschen und niederländischen Über-setzungen des Hugenottenpsalters, deren (Zwischen-)Ergebnisse im Inter-net zugänglich gemacht werden, run-det das Vorhaben bibliographisch ab. Die Bedeutung der reformierten Bildung und Erziehung im früh-neuzeitlichen Europa Prof. Dr. Heinz Schilling, Humboldt-Universität Berlin In der Bildungsgeschichte gehören die Fragen nach einer konfessionsspezifi-schen Prägung des frühneuzeitlichen Schul- und Erziehungswesens zu den schon traditionell untersuchten Proble-men. Allerdings lassen sich einige deutliche Schwerpunkte der Forschung in den Bereichen der Höheren Bildung in Hochschulen, Fürstenschulen und Gymnasien ausmachen, während ande-re Themen vernachlässigt wurden. Das Forschungsprojekt verfolgt daher drei grundsätzliche Leitlinien: zum einen wird für die reformiert-calvinisti-sche Konfessionslandschaft Konfessionslandschaft nach einer höhere und niedere Bildung übergrei- fenden Gesamtsicht gefragt, die auch das Verhältnis von privater und famili-ärer Erziehung zum staatlich-kirchlich organisierten organisierten Bildungswesen unter-sucht. Zweitens soll den Untersuchun-gen zum Raum des Alten Reiches eine europäisch-vergleichende Perspektive an die Seite gestellt werden, bei der die kulturellen Austauschbeziehungen in pädagogischer Theorie und bildungs-organisatorischer Praxis unter den re-formiert- calvinistischen Kirchen Euro-pas und konfessionsverwandten Gemeinschaften (z.B.engl. Dissenters) im Mittelpunkt stehen. Neben dem be-rühmten Schülerkreis des Johann Amos Comenius gab es auch andere Zirkel und Netzwerke, die weniger prominent, aber ebenso einflußreich waren. Drit-tens benötigt die Forschung zur Bedeu-tung der reformiert-calvinistischen Bil-dung und Erziehung einen Impuls durch die konfessionsvergleichende Dimension, d.h.die systematische Frage nach Übereinstimmungen und Unter-schieden zum lutherischen und katholi-schen Bildungsbereich. Der zeitliche Rahmen des Projekts schließlich versucht, die konfessionsge-schichtlichen Untersuchungen zum 16. und 17. Jahrhundert mit den Fragestel-lungen zur Frühaufklärung und Alpha-betisierungsdiskussion des 18. Jahrhun-dert zu verknüpfen. Zu fragen ist, ob die reformierte Tradition im Bildungs- und Erziehungswesen so prägend ist, daß sich noch die charakteristischen Unter-schiede der Alphabetisierungsraten in deutschen und europäischen Regionen um 1800 daraus erklären lassen. Die Konzentration auf den reformiert-calvinistischen Bereich in der Bildungs-entwicklung kann ein besonderes Inter-esse beanspruchen, weil der Trend der Bildungsforschung zur Betonung des lo-kalen gegenüber dem zentralstaatlichen Element - auch für die Epoche des Ab-solutismus - bei der Untersuchung der presbyterial-gemeindlichen Strukturen und ihrer Auswirkungen auf Schulorga-nisation und Bildungsmotivation der Bevölkerung wichtige Aufschlüsse für das Verhältnis von Bildung und Erzie-hung in der ständischen Gesellschaft Impressum »die-reformierten.upd@te« wird her-ausgegeben im Auftrag des Modera-mens des Reformierten Bundes. »Das reformierte Quartalsmagazin« er-scheint jeweils Mitte März, Juni, Sep-tember und Dezember eines Jahres. Verantwortlich (i.S.d.P.): Jörg Schmidt (js) Vogelsangstr. 18 42109 Wuppertal Telefon 0202-2750086 Telefax Telefax 0202-2750087 e-mail: e-mail: rekiz@aol.com Mitgearbeitet haben: D. Hermann Schaefer Vogelsangstr. 20 42109 Wuppertal Sabine Dreßler-Kromminga Wieblingenweg Wieblingenweg 6 38112 Braunschweig Dr. Rolf Wischnath Seminarstr. 38 03044 Cottbus Dr. Setri Nyomi Páraic Réamonn Patricia Sheerattan-Bisnauth p.A. p.A.WARC 150, route de ferney CH-1211 genf Übersetzungen: Anja Werth p.A.Reformierter Bund Vogelsangstr. 20 42109 Wuppertal Fotonachweis Lippische Landeskirche 4, 5, 6 Georg Rieger 7 epd 16, 18, 19 Ökumenischer Rat der Kirchen 15 privat 1, 3, 9, 11 rwb 1, 21, 23, 25 Service Impressum 30 die-reformierten.upd@ @te 01. 1 Gott,hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott. Denn um deinetwillen trage ich Schmach, mein Angesicht ist voller Schande. Ich bin fremd geworden meinen Brüdern und unbekannt den Kindern meiner Mutter; denn der Eifer um dein Haus hat mich gefressen, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen. Ich weine bitterlich und faste, und man spottet meiner dazu. Ich habe einen Sack angezogen, aber sie treiben ihren Spott mit mir. Die im Tor sitzen, schwatzen von mir, und beim Zechen singt man von mir. Ich aber bete zu dir, HERR, zur Zeit der Gnade; Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe. Errette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke, dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen, und aus den tiefen Wassern; dass mich die Flut nicht ersäufe und die Tiefe nicht verschlinge und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe. Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit. Psalm 69, 2-4.8-18 (Wochenpsalm am Palmsonntag) »Du Zecke«, schreien sie. Den, auf den sie eingestochen haben, nennen sie einen »asiatisch aussehenden Deutschen«. Gegen ein Ehepaar jüdischer Herkunft stoßen sie wüste Todesdrohungen aus. In den Fernsehnachrichten sehen wir sie und auch auf den Bildern in den Zeitungen: die Schläger, die Stecher, die die Drohungen aus-stoßen. Die Stiefel sehen wir, die Bomber-jacken, die kahlen Schädel, manchmal die aufgerissenen Münder zum Schrei, die erhobe-ne Hand mit dem abgewandelten Hitlergruß. Die Psalmen sind voll von Gewalttaten wie diesen. Sie erzählen von Verfolgung und Gewalt. Aber wir erfahren nichts von den Tätern. Hier sprechen die Opfer. Hier schreien die Opfer ihre Not heraus. Hier barmen die Opfer um Hilfe. »Das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm,« »Ich habe einen Sack angezogen, aber sie treiben ihren Spott mit mir.« Und hier rufen die Opfer Gott an in ihrer Not. »Errette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke, dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen,« Und: »Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit.« Natürlich müssen die Täter benannt werden. Natürlich verdienen die Täter Strafe. Natür-lich gehören die Täter nicht zur Gemeinde des Herrn Jesus Christus. Aber sein Reich bricht da an, wo wir den Opfern Stimme geben und Gesicht. Wo aus der Buntheit seiner Menschen die Buntheit unseres Lebens wird. Ganz selbstverständlich. Gott, sei nicht ferne mit deiner Hilfe. js Psalm 69 die-reformierten.upd@ @te 01. 1 31 Die Sehnsucht nach der Buntheit des Lebens Barmherziger Gott, wir wissen von Menschen, die den Boden unter den Füßen verloren haben, denen so ist, als würden sie immer nur fallen, in einen Abgrund ohne Ende. Wir ahnen, was sie mit Worten nicht ausdrücken können: ihre Verzweiflung, den Kampf um Hoffnung, und mitten in der Düsternis ihrer Seele die Sehnsucht nach der Buntheit des Lebens. Gott, manchmal geht es uns ganz ähnlich, weil wir manchmal irre werden an der Normalität des Schrecklichen. Wir bitten dich, Gott, sei nicht ferne mit deiner Hilfe. Sylvia Bukowski aus: Lass mich blühen unter deiner Liebe, S. 59 ReformierterBund Vogelsangstr. 20 42109 Wuppertal