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Der evangelische Pfarrer Anton Praetorius In einer Zeit, in der die Hexenverfolgung ihren grausamen Höhepunkt erreichte, fand ein reformierter Pfarrer den Mut, öffentlich Folter und Hexenprozesse anzuprangern. Die Rede ist von Anton Praetorius. Vor 400 Jahren gab er 1602 das Buch "Gründlicher Bericht über Zauberey und Zauberer" heraus. Pfarrer Anton Praetorius war einer der ersten Bekämpfer der Hexenverfolgung. Zu Unrecht ist dieser mutige reformierte Prediger, der schon 30 Jahre vor dem bekannten katholischen Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld öffentlich gegen Folter und Hexenprozesse eintrat, fast in Vergessenheit geraten. Man kann ihn als Vorläufer von "amnesty international" bezeichnen. Schonungslos kritisierte er die menschenunwürdigen Prozesse und Gefängnisse seiner Zeit. Der Graf entließ seinen Hofprediger umgehend. Praetorius hatte Glück, dass ihm nicht ein Prozess als "Hexenbuhle" (Hexenfreund) gemacht wurde. Praetorius fand in Laudenbach/ Bergstrasse in der Nähe von Heidelberg eine neue Pfarrstelle. Hier in der Kurpfalz wurden von der Obrigkeit keine Hexenprozesse durchgeführt. Dort veröffentlichte Praetorius ein Buch gegen die unchristlichen Hexenprozesse: "Gründlicher Bericht über Zauberey und Zauberer". Mit Hilfe der Bibel legte er dar, dass zunächst Männer als "Zauberer" bezeichnet wurden und erst später Frauen. Er widerlegte von der Heiligen Schrift und von der Vernunft her alle Vorwürfe gegen Zauberei (= Hexerei). Heftig forderte er mit Argumenten aus der Bibel, dass das Vergebungshandeln Christi auch für Angeklagte in Hexenprozessen gelten müsse und verlangte, mit der ungesetzliche Anwendung der Folter aufzuhören.
Abbildung: Titelseite des Berichtes über Zauberey von Anton Praetorius, 1602 Er beschrieb die unmenschlichen Haftbedingungen und Foltermethoden, die zum Teil heute noch in vielen Ländern der Welt angewendet werden. Deswegen ist er als Vorläufer von amnesty international bezeichnet worden. "Peinliches Verhör und Folter sind schändlich und tyrannisch, weil sie vieler und grosser Lügen Mutter ist, weil sie so oft den Menschen am Leib beschädigt und sie umkommen: heute gefoltert, morgen tot." Nachdem sein Buch gegen Hexenprozesse 1598 zunächst unter einem Pseudonym erschienen war, veröffentlichte Praetorius es 1602 und 1613 unter seinem eigenen Namen. Am 6.12.1613 starb er in Laudenbach. Gerade der evangelische Pfarrer Anton Praetorius verdient ein besonderes Gedenken, wie Zitate aus der Literatur zeigen: " Unter den verdienstvollen Männern, die im 16. und 17. Jahrhundert der damals in Deutschland so schrecklich wütenden Hexenverfolgung mutig entgegentraten, gebührt eine Ehrenstelle dem wackeren Anton Praetorius." " Diese Schrift gehört zu den wenigen, welche dem 17.Jahrhundert zur Ehre gereichen." " Es würde "selbstverständlich der Stadt Alzey gleichermaßen zur Ehre gereichen, wenn sie eine solche Persönlichkeit als Alzeyer Bürger und Pfarrer zu ihrem historischen Erbbestand zählen dürfte." "Der Name der Stadt würde zudem auch mit einem der engagiertesten und exponiertesten publizistischen Gegner der Hexenverfolgungen in Verbindung gebracht werden dürfen." "Anton Praetorius als Verfechter der Menschenrechte in Zeiten des Hexenwahns... begründet in christlicher Barmherzigkeit und Nächstenliebe, gegen alle Formen staatlich- religiösen Terrors mit den Mitteln der Folter und Haft". Im Lauf der Jahrhunderte ist sein Wirken in Vergessenheit geraten. Obwohl er es in seinem Leben nicht leicht gehabt hatte, hat Praetorius das bewiesen, was wir heute immer wieder fordern sollten: Glauben und Zivilcourage. Hartmut Hegeler, Sedanstr. 37, 59427 Unna, Tel. 02303 53051.
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