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3. Johannes a Lasco und Ostfriesland
Schon um 1520 zeigen sich, u.a. von der "Devotio moderna" beeinflußt,
reformatorische Aktivitäten in Ostfriesland. Unterstützung
erhalten die reformatorisch Gesonnenen in den größeren Orten
(Emden, Norden, Aurich und Leer) und durch einzelne Angehörige des
Häuptlingsadels (Häuptlinge wurden die Fürsten in Ostfriesland
genannt). Vor allem Ulrich von Dornum sorgt durch die Veranstaltung des "Oldersumer
Religionsgesprächs" 1526 für eine Auseinandersetzung zwischen
reformatorischen Ansätzen und der römisch-katholischen Theologie
(Themen sind die Mittlerschaft Christi, die Funktion Marias und die Rechtfertigungslehre)
und auch für eine Profilierung evangelischer Positionen in Ostfriesland.
Auffallend ist, daß die reformatorischen Positionen in Ostfriesland
zunächst eher an Zwingli erinnern, Luther hingegen wird besonders
hinsichtlich der Lehre von der Kirche als unzureichend empfunden.
Das führt innerhalb Ostfrieslands zu Konflikten zwischen dem Landesherrn
Enno II., der aus politischer Rücksichtnahme lutherischen Positionen
den Vorzug gab, und den nicht-lutherischen Kreisen, die man "reformiert" zu
diesem Zeitpunkt noch nicht nennen kann. 1540 übernimmt Gräfin
Anna die Regierungsgeschäfte. Zu der Zeit ist deutlich, daß sich
in Ostfriesland zwei nebeneinander existierende reformatorische Linien
gebildet haben: die lutherische und die andere, die später reformiert
genannt werden wird. Im gleichen Jahr 1540 war Johannes a Lasco (1499-1560)
nach Emden gekommen. Er stammte aus dem polnischer Hochadel, war Schüler
von Erasmus von Rotterdam und theologisch aus Straßburg und Zürich
geprägt. Diesen humanistischen evangelischen Ausländer beruft
Gräfin Anna 1542 zum Superintendenten für alle Evangelischen
in Ostfriesland. Er gründet den "Coetus" in Emden, eine
wöchentliche Zusammenkunft aller ostfriesischen Prediger, und außerdem
den Emder Kirchenrat. Er sorgt für die teilweise Entfernung der
Bilder aus den Kirchen und bewirkt weitere kirchliche Reformen. Sein
Hauptanliegen ist es, eine gemeinsame Lehre in Ostfriesland herbeizuführen,
u.a. durch den von ihm zusammen mit seinen Kollegen verfaßten Emder
Katechismus von 1546. Aber es regt sich gegen a Lasco Widerstand: aus
den umliegenden Gemeinden, weil ihnen manches zu radikal, und aus den
lutherisch geprägten Gemeinden, denen a Lasco zu reformiert ist.
1549 wird a Lasco auf Betreiben von Graf Johann abgesetzt. A Lasco geht
nach London und wird Pastor der aus den Niederlanden geflohenen Reformierten.
Von dort vertrieben kehrt er mit seiner Gemeinde 1553 zurück, ohne
in seine alte Stellung wieder eingesetzt zu werden, und erarbeitet u.a.
zusammen mit dem Prediger Gellius Faber, der theologisch stärker
zu Calvin tendiert, den 1554 erscheinenden Kleinen Emder Katechismus
- dieser ist in Ostfriesland bis 1888 in Gebrauch. 1555 wird a Lasco
endgültig des Landes verwiesen, weil er sich aus der Sicht der Regierenden
als zu kompromißlos zeigt. Über Frankfurt geht a Lasco nach
Polen zurück, wo er ergebnislos die zerstrittenen polnischen Evangelischen
zu einen versucht. 1560 verstirbt a Lasco.
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