Lektion 12: Die Offenbarung des Johannes

Vorbemerkungen
Verfasserfrage
Die Rezeption der Johannesoffenbarung
Die Adressaten
Situation
Datierung und Lokalisierung
Gattung
Theologische Voraussetzungen
Literarische Gemeinsamkeiten
Theologische Gemeinsamkeiten
Grobgliederung
Feingliederung
Exkurs: Chiliasmus
Theologische Grundgedanken

Grobgliederung

Frage zur Weiterarbeit: Ermitteln Sie aus Apk 1,19 die Grobgliederung der Johannesoffenbarung.

1,1-3 Buchüberschrift
1,4-9 Präskript
1,9-20 Beauftragungsvision
2-3 Die Gegenwart der Gemeinde (die Sendschreiben)
4,1-22,5 die Zukunft der Gemeinde
4-5 Thronsaalvision
6,1-8,1 Siegelvisionen
8,2-11,19 Posaunenvisionen
10-11 Aufgabe und Schicksal urchristlicher Propheten
12-14 Der Gegensatz zwischen Kirche und Imperium Romanum
12 Die Frau und der Drache
13 Der Drache und das Tier
14 Das Lamm und die Seinen
15,1-19,10 Das Gericht am Imperium Romanum
15 -16 Schalenvisionen
17 - 18 Die Hure Babylon = Imperium Romanum
19,1-10 Triumph über den Sturz der Hure Babylon
19,11-22,5 Schlußvision
22,6-21 brieflicher Schlußrahmen

Strittig an der Grobgliederung der Apokalypse ist weniger die Abgrenzung der Einheiten als die Funktionszuordnung der drei parallel aufgebauten Siebenerzyklen in 4,1-19,10.

I.w. stehen sich zwei Modelle gegenüber:

1. Das Hintereinander der Visionenreihen wird als „zeitlicher“, sachlich sich steigernder Ablauf bestimmt: Die in den Siegelvisionen geschilderten Plagen treffen ein Viertel, die in den Posaunenvisionen genannten Plagen ein Drittel der Menschheit, erst mit den Plagen der Schalenvisionen wird die ganze Menschheit erreicht. Hymnische Texte, vor allem 11,15-19, sind als Vorgriff auf die erst in 21,1-22,5 beschriebene Endvollendung aufzufassen (Müller).

2. Die seit dem ältesten Ausleger der Johannesoffenbarung, Victorinus von Pettau (gest. 304) bekannte Rekapitulationstheorie besagt: Jede der drei Visionsreihen schildert jeweils das ganze Geschehen bis zur Endvollendung. Zumeist wird diese Theorie in der Weise variiert, dass man Siegel- und Posaunenvisionen zusammennimmt (Roloff). Die Eröffnung des siebten Siegels hat nach 8,1f. nichts anderes als die Initiation der in den Posaunenvisionen geschilderten Plagen zum Inhalt, während ein solcher Übergang zur Schalenvision fehlt.

Ein weiteres Problem ist in der Frage gegeben, ob Kap. 12 zum vorhergehenden (Ritt) oder zum folgenden (Roloff) gezogen werden soll oder einen selbständigen Abschnitt innerhalb des Gesamtwerkes bildet (Bousset, Müller; Giesen, Lohse). Für die Anbindung der Kapitel an den folgenden Kontext sprechen folgende Argumente: Das „Tier“ wird in 15,2; 16,2.10.13 wieder erwähnt, die Trias „Drache, Tier, Prophet“ taucht in 16,13; 19,19-21; 20,7-10 wieder auf. Der Begriff „Zeichen“ bindet 12,1 und 15,1 zusammen, das Motiv der Hurerei 14,8 mit 17,2.4 etc.